Warum entsteht ein Bluterguss eigentlich?


Wenn Sie sich irgendwo kräftig stoßen, können Blutgefäße in der Haut oder im Gewebe aufbrechen, ohne dass dabei die Haut verletzt wird. Das Blut tritt dann also nicht aus der Haut aus, sondern verteilt sich im benachbarten Fett- und Bindegewebe.

Sofort ist der Bluterguss (Hämatom) jedoch nicht zu sehen, die typische Farbveränderung setzt erst bei der Blutgerinnung ein. Der rote Blutfarbstoff Hämoglobin wechselt dann in ein sattes Blau – und der blaue Fleck tritt je nach Tiefe der Gefäßverletzung nach kurzer Zeit oder spätestens vier Tage nach der Verletzung zutage. Die ausgetretenen Blutrückstände gelangen nicht mehr von alleine in die Gefäße zurück, sondern müssen von bestimmten Enzymen abgebaut werden.

Während dieses Prozesses wechselt der blaue Fleck erneut die Farbe, denn es entstehen zwei Abbauprodukte des Hämoglobins:

  • das grüne Biliverdin sowie
  • das gelblich schimmernde Bilirubin.

In der Regel bildet sich der Bluterguss innerhalb von zwei bis drei Wochen von selbst wieder zurück.

Wann der Bluterguss ärztlich behandelt werden muss

In manchen Fällen, zum Beispiel infolge eines schweren Unfalls, blutet eine große Menge Blut ins Gewebe ein. Der Bluterguss ist dann besonders groß und ausgeprägt. Unter Umständen müssen zu große Blutergüsse daraufhin chirurgisch entfernt werden, da sich sonst Entzündungen entwickeln könnten. Ebenfalls operiert werden müssen Blutergüsse, wenn sie auf Nerven, Blutgefäße oder Muskeln drücken, da es sonst zu Funktionsstörungen oder einer Minderdurchblutung kommen kann. Manchmal liegen Blutergüsse so tief im Muskelgewebe, dass sie vom Körper nicht abgebaut werden können, sondern sich stattdessen abkapseln und verkalken. Auch dann können Störungen der Muskel- oder Gelenkfunktionen sowie Schmerzen die Folge sein.

Blutergüsse – die Ursachen


Zwar sind meist Prellungen, Stöße oder Schläge für einen Bluterguss verantwortlich, doch gibt es noch andere Gründe, die zum Reißen kleinster Blutgefäße führen können:

  • medizinische Eingriffe oder ärztliche Punktionen (zum Beispiel nach einer Operation oder Blutabnahme)
  • Einnahme von blutverdünnenden oder gerinnungshemmenden Medikamenten (erleichtert die Entstehung von Blutergüssen)
  • Störung der Blutgerinnung (zum Beispiel die Bluterkrankheit Hämophilie)
  • erworbene Gerinnungsstörungen (zum Beispiel bei einer Krebserkrankung)

Tauchen Blutergüsse ohne ersichtliche Ursache auf oder werden sie bei eigentlich leichten und harmlosen Verletzungen ungewöhnlich groß, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen. Die Blutergüsse können dann zum Beispiel auf Erkrankungen der blutbildenden Organe (zum Beispiel auf eine Störung der Blutgerinnung (Hämophilie)) hinweisen. Schmerzt der Bluterguss und schwillt er stark an, können Brüche, Bänderrisse oder Infektionen dahinterstecken.

An diesen Körperstellen können sich Blutergüsse bilden


Mediziner unterscheiden Blutergüsse nach ihrer Lage:

  • direkt unter der Haut (subkutan)
  • innerhalb des Muskelgewebes (intramuskulär)
  • in der Knochenhaut (periostal)

Hämatome im Kopfbereich werden noch einmal unterteilt in Blutergüsse zwischen der harten Hirnhaut (Dura mater)

  • und der Knochenhaut des Schädelknochens (epidural) oder
  • der Bindegewebsschicht, die die Gehirnfurchen und -windungen umschließt (subdural).

Es kommt aber auch vor, dass sich der Bluterguss in Körperhöhlen wie in Gelenken oder im Brustraum bildet. Einblutungen in Körperhöhlen sind in einigen Fällen eine medizinische Notsituation. Bei einem Hämatothorax beispielsweise, bei dem Blut in den Pleuraspalt (Raum zwischen Lungen- und Rippenfell) gelangt, kann die Atmung behindert werden und massive Luftnot entstehen. Ist die Blutmenge sehr groß, besteht die Möglichkeit eines hämorrhagischen Schocks, einer kritischen Abnahme der Organdurchblutung.

Sofortmaßnahmen: Das können Sie unmittelbar nach der Verletzung tun


In erster Linie heißt es schnell sein: Es besteht die Chance, den Bluterguss einzudämmen. Wie bei vielen Sportverletzungen kommt auch bei ungefährlichen Blutergüssen die PECH-Regel (Pause – Eis – Compression – Hochlagern) als Erste-Hilfe-Maßnahme zum Tragen: Durch die Kühlung der betroffenen Körperpartie mit kalten Kompressen ziehen sich Blutgefäße und Gewebe zusammen – in der Folge tritt weniger Blut aus. Geben Sie jedoch nie direkt Eis auf die Haut, das kann zu Erfrierungen führen.

Wird die Körperstelle, wie zum Beispiel der Arm oder der Oberschenkel zusätzlich hochgelagert, fließt weniger Blut in das verletzte Hautareal nach. Schonen Sie sich, gönnen Sie sich eine Pause – durch die Ruhigstellung verhindern Sie eine zu starke Durchblutung der in Mitleidenschaft gezogenen Stelle.

Blutergüsse behandeln – so klappt es


Neben kalten Verbänden können leichte, aber berührungsempfindliche Blutergüsse auch mit Salben aus der Apotheke mit

  • Arnika- oder Beinwellextrakten (schmerzstillende Wirkung) oder
  • gerinnungshemmenden Wirkstoffen wie Heparin (greift in den Prozess der Blutgerinnung ein, hilft, dass der Bluterguss schneller abgebaut wird) behandelt werden.

Die Meinungen zu heparinhaltigen Salben gehen jedoch auseinander. Einige Experten sind der Ansicht, dass äußerlich aufgetragenes Heparin gar nicht durch die Haut gelangt und somit auch nicht wirken kann.

Sind die Schmerzen stärker, können entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente zum Einsatz kommen, beispielsweise mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Diclofenac oder Ibuprofen.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren