Die Entstehung von Schmerzen: Vom Reiz zum „Aua!“


Schmerzen sind subjektive Sinneswahrnehmungen, die wir empfinden, wenn bestimmte Rezeptoren auf der Haut oder anderen Organen stimuliert werden. Die aktivierten Schmerzrezeptoren senden Signale, die über die Nerven erst ans Rückenmark, dann ans Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet werden.

Aber was passiert, wenn wir ständig starken Schmerzreizen ausgesetzt sind? Dafür gibt es zwei unterschiedliche Theorien:

  • Eine geht davon aus, dass die schmerzende Körperstelle immer empfindlicher wird. Bei einem Sonnenbrand verursachen dann schon die sanftesten Berührungen oder das Reiben der Kleidung an der verbrannten Haut Schmerzen. In diesem Fall sprechen Mediziner von einer Sensibilisierung.
  • Nach der Theorie der Adaption lernt der Körper hingegen irgendwann, sich den Schmerzreizen anzupassen. Durch die wiederholte Reizeinwirkung macht sich der Körper mit den Schmerzen vertraut und nimmt sie auf Dauer weniger stark war.

Leider – so ist mittlerweile die Überzeugung in der Wissenschaft – können wir uns an Schmerzen jedoch nicht gewöhnen. Stattdessen werden wir eher sensibler. In diesem Zusammenhang sprechen Mediziner auch von einem „Schmerzgedächtnis“. Bei einem andauernden Schmerzempfinden „merkt“ sich der Körper diesen und reagiert auch dann mit Schmerzen, wenn die eigentliche Ursache gar nicht mehr vorhanden ist.1

Gut zu wissen:

Viele Verletzte befinden sich nach einem Unfall in einem Schockzustand, in dem sie ihre Schmerzen überhaupt nicht wahrnehmen. Der Grund: In einem solchen Stressmoment schüttet der Körper eine erhöhte Menge an Cortisol aus. Das körpereigene Stresshormon wirkt wie eine Art Schmerzmittel, weshalb Verletzte die Entstehung der Schmerzen nicht mitbekommen. Erst wenn der Schock nachlässt, machen sich die Schmerzen bemerkbar.

Schmerzentstehung – verschiedene Auslöser sind möglich


Mediziner unterscheiden vor allem zwei Arten von Schmerzen: Nerven- und Gewebeschmerzen. Letzteren liegen entweder äußere Faktoren wie Kälte, Hitze oder innere Faktoren wie Entzündungen zugrunde. Nervenschmerzen sind hingegen ebenfalls auf Entzündungen oder Störungen des Nervensystems zurückzuführen. Aber auch seelische Ursachen können Schmerzen auslösen.

Verletzungen als Auslöser von Schmerzen

Gewebeschmerzen begegnen uns im Alltag leider oft, nämlich dann, wenn Muskeln, Knochen, Bindegewebe, Haut oder Gelenke aus irgendeinem Grund geschädigt werden. In diesem Fall werden Schmerzrezeptoren, sogenannte Nozizeptoren, stimuliert. Sie spielen eine wesentliche Rolle bei der Schmerzweiterleitung. Vor allem Sportler kennen Gewebeschmerzen meist nur zu gut, da sie Begleiter bei Sportverletzungen wie

Besonders qualvoll sind außerdem Muskelfaserrisse oder Bänderrisse.

Entstehung von Schmerzen durch Entzündungen

Kommt es zu einer Entzündung, zum Bespiel einer Lymphknotenentzündung, fühlt sich der Schmerz oft pochend an. Ein typisches Entzündungszeichen ist außerdem, dass sich die Körperstelle heiß anfühlt. Sehr belastend sind ebenfalls Hautentzündungen, insbesondere, wenn sie sich an sichtbaren Körperstellen, wie im Gesicht, zeigen. Zum Glück gibt es eine Reihe bewährter Hausmittel und andere Therapieformen, die helfen können. Lesen Sie hier mehr über das Thema Behandlungsmöglichkeiten bei Entzündungen.

Schmerzen bei Verbrennungen und Verbrühungen

Eine Entstehung von Schmerzen kann außerdem auf Hitze zurückzuführen sein. So schädigen beispielsweise heiße Gegenstände, kochendes Wasser oder die Sonnenstrahlung häufig das Gewebe der Haut. Je nach Stärke der Verbrennung wird diese in unterschiedliche Grade eingeteilt.

  • Grad 1: Leichte Verbrennungen verheilen meist folgenlos und können gut mit Hausmitteln behandelt werden.
  • Grad 2: Mittlere Verbrennungen verursachen sehr starke Schmerzen. Zudem bilden sich manchmal kleine Bläschen.
  • Grad 3: Bei sehr starken Verbrennungen spüren Betroffene hingegen oft keine Schmerzen mehr, da die Nervenzellen der Haut komplett zerstört wurden.

Ist eine größere Hautfläche betroffen, ist eine sofortige ärztliche Behandlung notwendig. Bei einer Verbrennung von etwa zehn Prozent der Körperoberfläche (zweiten und dritten Grades) besteht bei Erwachsenen eine Schockgefahr, bei Kindern können bereits Verbrennungen von fünf Prozent zu einem lebensbedrohlichen Schock führen. Kinder und Säuglinge sollten Sie zur Sicherheit immer in ein Krankenhaus bringen.

Nervenschmerzen: Wie entstehen sie?

Neben Gewebeschmerzen gibt es die Nervenschmerzen, auch neuropathische Schmerzen genannt. Dieser Schmerzart liegt meist eine Schädigung der Nerven zugrunde. Ursachen hierfür können verschiedene Krankheiten wie eine Gürtelrose oder Diabetes mellitus sein. Meist äußern sich Nervenschmerzen in einer veränderten Hautsensibilität: Bestimmte Körperteile fühlen sich beispielsweise

  • taub oder
  • pelzig an,
  • kribbeln oder
  • jucken.

Eine umfassende Analyse, um welche Art von Störung es sich handelt, bietet eine quantitative sensorische Testung (QST), bei der ein individuelles Sensibilitätsprofil erstellt wird.

Seelische Ursachen der Schmerzentstehung


Haben Schmerzen keine körperlich ersichtliche Ursache, können seelische Faktoren für ihre Entstehung verantwortlich sein. Menschen, die an Depressionen oder Angsterkrankungen leiden, berichten beispielsweise häufig von wandernden Schmerzen. Ebenso können seelische Belastungen wie Stress oder psychische Erkrankungen dazu führen, dass Betroffene körperliche Schmerzen noch stärker wahrnehmen.

Wichtig:

Psychisch verursachte Schmerzen haben nichts mit Einbildung oder Simulation zu tun. Solche Vorurteile sind für viele Betroffene oft eine weitere Belastung. Die Diagnose seelischer Schmerzen ist nicht immer ganz einfach, jedoch entscheidend für eine geeignete Therapie.

Chronische Schmerzen: Lang andauerndes Leiden


Dauern Schmerzen länger als sechs Monate an, wird dies in der Medizin als chronischer Schmerz definiert. Die Entstehung von chronischen Schmerzen aus akuten Beschwerden verläuft fließend und bedeutet für Betroffene starke Beeinträchtigungen im Alltag. Zu den Erkrankungen, bei denen die erhöhte Gefahr einer Chronifizierung besteht, gehören beispielsweise Gelenkverschleiß (Arthrose) oder Knochenerkrankungen wie Osteoporose.

Neben der körperlichen Behandlung erfordert chronisches Leiden viel Einfühlsamkeitsvermögen vonseiten des Arztes. Schmerzmittel müssen vom behandelten Arzt außerdem so gewählt und dosiert werden, dass sie langjährig angewandt werden können, ohne Organe wie Leber und Niere zu schädigen.

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Miriam Müller Aufgewachsen in einer Familie aus Krankenschwestern und Journalisten, interessierte sich Miriam Müller bereits sehr früh für die Themen Medizin und Medien. Nach verschiedenen Praktika im journalistischen Bereich – unter anderem bei der Deutschen Welle in Washington D.C. – absolvierte sie erfolgreich ihr Masterstudium Kommunikationswissenschaft an der Otto-Friedrich-Universität in Bamberg. Miriam Müller Medizinredakteurin und Kommunikationswissenschaftlerin kanyo® mehr erfahren
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