Warum wachsen Weisheitszähne überhaupt?


Normalerweise hat jeder Mensch vier Weisheitszähne, die jeweils am Ende einer Zahnreihe wachsen. Während die Zähne meist erst im Erwachsenenalter – manchmal auch schon in der Jugendzeit – durchbrechen, sind sie auf dem Röntgenbild früher sichtbar. In dieser Zeit ist das Gebiss schon voll ausgebildet und es stellt sich natürlich die Frage: Warum wachsen die Weisheitszähne überhaupt? Die vier Zähne sind ein Relikt aus der Frühzeit, als der Mensch bei der Nahrungsaufnahme noch viel mehr kauen musste. Gemüse wurden beispielsweise überwiegend roh verzehrt und nicht weichgekocht. Da das aber nicht mehr nötig und der menschliche Kiefer deutlich kleiner geworden ist, haben die Weisheitszähne inzwischen meist keinen Platz mehr im Mundraum. Als Folge können beim Durchbruch Zahnschmerzen und Schmerzen im Kiefer auftreten.

Fehlstellung, Entzündung, Schmerzen: Weisheitszähne und ihre Probleme


Wenn die Weisheitszähne im Mundraum durchbrechen, können sie als Folge Kieferschmerzen und Entzündungen verursachen. Besonders wenn zu wenig Platz vorhanden ist oder die Zähne schräg gegen die anderen Backenzähne stoßen, entstehen unter anderem folgende Beschwerden:

  • das Gebiss wird verschoben; schiefe Zähne und Zahnschmerzen sind die Folge
  • Zysten (flüssigkeitsgefüllte Gewebehohlräume) und Entzündungen entstehen
  • die Wurzel des benachbarten Zahns wird geschädigt
  • Kariesbefall am Weisheitszahn und/oder einem angrenzenden Zahn

In diesen Fällen können die Weisheitszähne starke Schmerzen erzeugen und werden für den Betroffenen zur qualvollen Last. Um den Verlauf im Kiefer zu beobachten, muss aber nicht erst der Durchbruch abgewartet werden: ob die Weisheitszähne schief stehen und so die Gefahr einer Komplikation entsteht, kann der Zahnarzt oder Kieferchirurg auf dem Röntgenbild sehen, während die Zähne noch im Kiefer liegen.

Weisheitszähne: OP oder doch nicht?


Früher wurden die Weisheitszähne meist direkt entfernt, um mögliche Beschwerden von vornherein zu vermeiden. Da der Eingriff aber oft aufwändig und schmerzhaft ist, sollte eine OP der Weisheitszähne nur dann durchgeführt werden, wenn sie auch wirklich notwendig ist. Inzwischen erstellt der Zahnarzt oder Kieferchirurg dafür ein Röntgenbild und eine genaue Diagnose der Zahnstellung. Anhand dieser Daten wird abgewogen, ob der Patient eine Operation benötigt.

Manchmal müssen auch nicht alle vier Zähne entfernt werden. Wenn beispielsweise zwei Weisheitszähne falsch liegen, reicht es auch, wenn nur diese gezogen werden. Falls alle vier Zähne entfernt werden sollen, können sie zusammen oder aber in zwei Sitzungen gezogen werden. Da die Entfernung aller Weisheitszähne auf einmal möglicherweise starke Schmerzen und eine große Einschränkung beim Essen und Trinken bedeutet, kann eine zweite Entfernung mit einigen Wochen Abstand sinnvoll sein.

Angstpatienten bei der Weisheitszahn OP

Besonders für Patienten, die große Angst vor dem Zahnarztbesuch und den Eingriffen haben, kann eine OP der Weisheitszähne sehr schwierig sein. Da die Operation meist unter örtlicher Betäubung durchgeführt wird, ist der Patient wach und die Angst bleibt. In diesem Fall kann der Eingriff auch unter Vollnarkose durchgeführt werden. Sprechen Sie Ihren Zahnarzt und Kieferchirurgen an, wenn Sie ein Angstpatient sind. Die meisten Praxen sind heute gut auf diese Situation eingerichtet und bieten hilfreiche Alternativen an.

So läuft die OP der Weisheitszähne ab


Wie schwierig die Entfernung der Weisheitszähne bei der Operation ist, hängt ganz davon ab, wie weit die Zähne bereits in den Mundraum durchgebrochen sind:

  • ist der Zahn schon leicht oder sogar sehr weit durchgebrochen, kann er meist schneller entfernt oder sogar einfach gezogen werden
  • liegt der Zahn schräg im Kiefer verborgen, müssen häufig Schleimhaut und Knochen abgetragen werden

Wenn die Weisheitszähne noch nicht durchgebrochen sind, ist die Operation meist etwas aufwändiger und dauert länger. Das Zahnfleisch wird mit einem Schnitt geöffnet und vom Knochen gelöst. Anschließend wird der Zahn gezogen. Gelegentlich muss der Weisheitszahn auch im Kiefer zerteilt und Stück für Stück entfernt werden. Im Anschluss wird die Wunde, falls nötig, vernäht. Die Fäden werden nach circa einer Woche wieder entfernt.1

Darauf sollten Sie nach der Weisheitszahn Operation achten


In den Tagen nach der Entfernung der Weisheitszähne kann es zu Schmerzen und Beschwerden kommen. Um diese Zeit möglichst gut zu überstehen, verschreibt der Arzt meist direkt Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Paracetamol. Arzneimittel mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure dürfen auf keinen Fall eingenommen werden, da sie blutverdünnend wirken und die Wunden sich wieder öffnen können.

Diese Tipps helfen dabei, die oftmals anstrengenden Tage nach der Operation zu meistern:

  • zwei bis drei Tage nach dem Eingriff nichts Heißes trinken
  • nicht rauchen
  • keinen Sport oder körperlich anstrengende Arbeiten ausführen
  • keine krümeligen Speisen essen, die sich in der Wunde ablagern und entzünden können
  • mit leicht erhöhtem Oberkörper schlafen, um Nachblutungen in der Nacht zu vermeiden
  • das Gesicht mit einem feuchten Waschlappen kühlen

Falls die Wunde doch leicht nachblutet, ist das kein Grund zur Panik. Bei stärkeren Blutungen kann der Patient vorsichtig auf ein sauberes Stofftaschentuch beißen bis die Wunde aufhört zu bluten. Ist die Blutung zu stark und kann auch durch die Kompresse nicht gestillt werden, sollte der Zahnarzt die vernähte Wunde noch einmal ansehen.

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Simone Karl Simone Karl ist freie Autorin und Medizinredakteurin. Sie hat Kommunikationsdesign studiert und sich unter anderem auf das Schreiben von medizinischen Artikeln und Sachtexten spezialisiert. Dabei ist ihr die Vermittlung spannender Themen rund um Körper und Gesundheit ebenso wichtig wie die gründliche Recherche. Simone Karl Autorin kanyo® mehr erfahren
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