Vielfältige Ursachen – vielfältige Behandlungsmöglichkeiten


Um Ohrenschmerzen behandeln zu können, muss der Arzt genau über die Dauer, die Intensität und den Verlauf informiert sein. Für die Behandlung ist aber auch von Interesse, ob es Grunderkrankungen gibt, welche Infekte der Patient in letzter Zeit hatte und wie diese behandelt wurden, ob er regelmäßig ins Schwimmbad geht oder ob er Tauchurlaube macht: Denn auch hier kann der Auslöser der Ohrenschmerzen liegen.

Um herauszufinden, was Sie gegen Ohrenschmerzen tun können, ist es also notwendig, den Patienten ganzheitlich zu betrachten. Denn dem Ohrenweh können vielfältige Ursachen zugrunde liegen, die zum Teil mit dem Ohr an sich gar nichts zu tun haben. Die Suche gestaltet sich daher selbst für einen Hals-Nasen-Ohrenarzt nicht immer einfach.

Um die Ursache für die Ohrenschmerzen und damit auch das richtige Mittel dagegen zu finden, gibt es verschiedene Möglichkeiten:  

  • Otoskopie: die Untersuchung des äußeren Ohres, des Gehörgangs sowie des Trommelfells (das verwendete Gerät wirkt wie eine Lupe und macht bereits kleinste Veränderungen, Verletzungen und auch Fremdkörper erkennbar)
  • Spiegelung des Nasen-Rachen-Raumes
  • Bluttest
  • Abstrich
  • Hörtest
  • Tubenfunktionsprüfung: Kontrolle der für den Druckausgleich wichtigen Belüftung des Mittelohrs
  • Röntgenuntersuchung mithilfe des Computertomographen (CT)

Lässt sich die Ursache für die Ohrenschmerzen auf diese Weise nicht herausfinden, dann wird der HNO-Arzt Kollegen aus anderen Fachbereichen, zum Beispiel Neurologen oder Kieferorthopäden, zurate ziehen. Auf diese Weise kann er herausfinden, was sich gegen die Schmerzen unternehmen lässt.

Welche Mittel helfen gegen Ohrenschmerzen?


In vielen Fällen sind Entzündungen die Ursache für die Ohrenschmerzen. Schmerzlindernde Medikamente können Sie in der Apotheke rezeptfrei kaufen. Sind Mitteloder Innenohr betroffen, gibt es zur Ohrschmerz-Behandlung auch verschiedene Formen von Ohrentropfen und –salben, die in der Regel schmerzstillend und entzündungshemmend wirken.

Tropfen auf homöopathischer Basis eignen sich vor allem dann, wenn die Ohrenschmerzen durch Druckprobleme entstehen, wie zum Beispiel bei einer Erkältung, einer Mandeloder einer Mittelohrentzündung. Zu ihren Inhaltsstoffen gehören Öle, die das gespannte Trommelfell weicher und damit wieder dehnbarer machen.

Ohrenschmerzen ernst nehmen

Schmerzen sind ein Alarmsignal, das Sie ernst nehmen sollten. Schmerzstillende Medikamente sollten daher immer nur für kurze Zeit eingenommen werden.

Bei einer Gehörgangsentzündung arbeiten die Ärzte mit lokalen Therapien auf Basis von entzündungshemmenden Ohrentropfen. Antibiotika werden heutzutage – auch bei Kindern – nur noch dann verabreicht, wenn Komplikationen wie eine Entzündung des Warzenfortsatzes, dem hinter dem Ohr tastbaren Teil des Schädelknochens, oder eine Hirnhautentzündung drohen. In der Regel genügen Wärme, viel Flüssigkeit, abschwellende Nasentropfen und Ruhe.

Kommt eine Mittelohrentzündung immer wieder oder ist sie besonders hartnäckig, dann kann der Arzt einen Trommelfellschnitt (Parazentese) machen und ein sogenanntes Paukenröhrchen einsetzen. Das ermöglicht eine bessere Belüftung des Mittelohrs und das Abfließen der schmerzverursachenden Entzündungsflüssigkeit nach außen. Wenn entzündete Rachenmandeln der Grund für die Ohrenschmerzen sind, dann verzichtet man heute weitgehend darauf, die Mandeln zu entfernen und zieht aufgrund ihrer wichtigen Abwehrfunktion gegen eindringende Keime höchstens eine Teilentfernung in Betracht.

Die Grunderkrankung ist für die Behandlung entscheidend


Liegt den Ohrenschmerzen keine Entzündung zugrunde, ist es möglich, die Medikamente wegzulassen und auf andere helfende Mittel zurückzugreifen. Folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über Ohrprobleme und ihre Behandlungsmöglichkeiten:

Scroll Table
UrsacheBehandlung
Verletzungen durch Piercings oder OhrringeEine lokale Behandlung mit Salben hilft in solchen Fällen gegen die Ohrenschmerzen.
Trommelfellverletzung oder -rissEine Trommelfellverletzung heilt meist von alleine ab. Gibt es Schwierigkeiten, kann eine Schienung des Trommelfells mithilfe einer Silikonfolie die Heilung vorantreiben. In seltenen Fällen ist auch ein künstliches Trommelfell notwendig.
ErfrierungenBei Erfrierungen ersten Grades genügt es, das Ohr langsam wieder zu erwärmen. Bilden sich Rötungen und Schwellungen oder auch Blasen, ist medizinische Hilfe notwendig, um den Gewebeschaden zu begrenzen.
Fremdkörper oder OhrenschmalzpfropfBeides sollte nur ein Arzt mit speziellen Geräten entfernen.
PilzinfektionenAntimykotische (gegen Pilze wirkende) Salben sind hier ein gutes Mittel gegen Ohrenweh.

Sind andere Krankheiten wie Masern, Mumps oder Gürtelrose der Grund für die Ohrenschmerzen, so müssen diese Erkrankungen gezielt behandelt werden, da die Ohrenschmerzen nur ein begleitendes Symptom sind.

Schon gewusst?

Die Ohrräude ist eine Erkrankung, die durch Milben ausgelöst wird und vor allem Tiere betrifft. Als sogenannte Zoonose kann die Räude, die die Ohrmuschel und den äußeren Gehörgang befällt, aber auch auf den Menschen übergehen und Juckreiz sowie Schmerzen verursachen. Die Behandlung erfolgt mit Tropfen, Salben, Sprays oder Gel.

Wärme ist ein bewährtes Mittel gegen Ohrenschmerzen


Anhaltende Ohrenschmerzen sollten immer von einem Arzt untersucht werden, um schwerwiegendere gesundheitliche Probleme auszuschließen. Darüber hinaus ist es durchaus sinnvoll, auf Hausmittel zurückzugreifen, da diese die Heilung unterstützen können. Das bekannteste Hausmittel, das gegen Ohrenschmerzen hilft, ist das Zwiebelsäckchen, bei dem man eine erwärmte, kleingehackte Zwiebel in ein Tuch wickelt und auf oder hinter das schmerzende Ohr legt. Neben den entzündungshemmenden Stoffen der Zwiebel ist es vor allem die Wärme, die wirkt.

Tipp: Notfallmittel gegen Ohrenschmerzen

Treten die Ohrenschmerzen in der Nacht oder am Wochenende auf und sind keine Ohrentropfen im Haus, kann man diese auch selbst herstellen. Dazu eine rohe Zwiebel auspressen, einige Milliliter des Saftes leicht erwärmen, in den Gehörgang tröpfeln und das Ohr mit ein bisschen Watte abdichten. Alternativ geht auch reines Olivenöl.

Auch Infrarotlicht oder ein erwärmtes Kirschkernkissen kann helfen, die Ohrenschmerzen zu lindern. Bei akuten bakteriellen Entzündungen werden die Schmerzen durch Wärme allerdings manchmal noch stärker. Hier gilt es, genau auf den Körper zu hören. Wenn Kälte sich besser anfühlt, dann eignet sich die sogenannte Prießnitz-Kompresse, bei der eine mit eiskaltem Wasser getränkte Kompresse in ein Tuch gewickelt und übers Ohr gelegt wird genauso wie ein kalter Lehmwickel, den man aus einem Heilerdebrei zubereitet und solange auf dem Ohr trocknen lässt, bis die Konsistenz der Masse bröselig wird.

Schon im Vorfeld etwas tun gegen Ohrenschmerzen


Wer zu Ohrenschmerzen neigt, kann vorbeugen. Zum Beispiel, indem er täglich mindestens zwei Liter Wasser trinkt. Denn ausreichend Flüssigkeit sorgt dafür, dass Keime sich nicht auf den Schleimhäuten halten können. Sollte es doch einmal zu einer Erkältung kommen, dann sind abschwellende Nasentropfen die richtige Behandlungsmöglichkeit, um Schmerzen in den Ohren zu vermeiden. Zusätzlich ist es sinnvoll, die Ohren bei kalter Luft oder kaltem Luftzug durch eine Mütze oder ein Stirnband zu schützen. Wer ungern Kopfbedeckungen trägt, kann auch auf ein bisschen frische Schafswolle zurückgreifen, die man in den äußeren Gehörgang steckt – ohne sie zu tief hineinzudrücken. Durch das enthaltene Fett und die warme Wolle ist das Ohr ebenfalls gut geschützt.

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Simone Blaß Nach einem Volontariat bei einem medizinisch geprägten Fernsehsender und ihrer Zeit beim Radio spezialisierte sich Simone Blaß als freie Familienredakteurin auf den Schwerpunkt Gesundheit. Aufgrund ihres in Erlangen absolvierten Psychologiestudiums interessiert sie sich vor allem für das Zusammenspiel zwischen Körper und Seele. Simone Blaß Autorin kanyo® mehr erfahren