Schmerzarten nach Schmerzdauer: Akute Schmerzen und chronische Schmerzen


Ein akuter Schmerz tritt plötzlich auf und ist zeitlich begrenzt. Er wird häufig durch Schäden in Geweben, Knochen, Muskeln und inneren Organen verursacht und tritt zusammen mit Angst oder anderen emotionalen Stressreaktionen auf.

Chronischer Schmerz bleibt länger bestehen als akuter Schmerz und ist in der Regel schwerer zu behandeln. Normalerweise ist er verbunden mit chronischen Erkrankungen, wie etwa Arthritis, Krebs oder Multipler Sklerose. In manchen Fällen ist er sogar zentrales Charakteristikum der Erkrankung, wie bei der Fibromyalgie.

Die Fibromyalgie ist ein an vielen Orten gleichzeitig auftretender Schmerz mit typischen schmerzhaften Druckpunkten, jedoch ohne Anzeichen von degenerativen oder entzündlichen Prozessen im Gewebe. Neben den Schmerzen treten Schlafstörungen und Erschöpfungszustände auf. Die Ursache ist ungeklärt, ebenso ob es sich um eine eigenständige Erkrankung handelt.

Auch chronischer Schmerz kann durch Schädigung von Gewebe verursacht werden, sehr häufig jedoch ist er auf einen Nervenschaden zurückzuführen. Beide Schmerzarten, sowohl akuter als auch chronischer Schmerz, können den Patienten stark schwächen. Der chronische Schmerz jedoch führt oft, weil er so lange andauert und in vielen Fällen unbeeinflussbar erscheint, zu tiefgreifenden Beeinträchtigungen: Psychische Reaktionen, wie Depressionen oder Angststörungen, können die Folge sein. Diese wiederum verschlimmern den Schmerz unter Umständen zusätzlich. Mitverantwortlich für chronische Schmerzen ist daneben auch das sogenannte Schmerzgedächtnis. Der Körper merkt sich, wenn akute Schmerzen über einen längeren Zeitraum unbehandelt bleiben, und gewöhnt sich an diesen Zustand – das Schmerzgedächtnis entsteht. Die Nervenzellen verändern ihre Struktur sowie ihren Stoffwechsel: Es bilden sich vermehrt überaktive Schmerzrezeptoren, die bereits bei schwachen Impulsen „Alarm schlagen“ und Schmerzsignale an das Gehirn weiterleiten.

Schmerzarten nach Ort und Ursache


Schmerzarten werden häufig auch nach dem Gewebe oder Körperteil bezeichnet, in denen der Schmerz seinen Ursprung hat: Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Brustschmerzen, Kopfschmerzen oder Rückenschmerzen zählen dabei zu den häufigsten Formen. Über die Ursache der Schmerzen sagt diese Unterscheidung allerdings wenig aus.

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Das sollten Betroffene wissen

Therapeutisch sinnvoller ist es daher, Schmerzen nach ihrer Ursache einzuteilen. Die drei Haupttypen sind:

Auch psychogene Schmerzen können eine organische Ursache haben, also Gewebs- oder Nervenschädigungen. Der Schmerz wird dabei aber durch psychische Faktoren, wie Depressionen, Stress oder Angst, deutlich verstärkt oder verlängert. Phantomschmerzen sind beispielsweise reale Schmerzen, die im Rückenmark oder Gehirn entstehen.

Nozizeptive Schmerzen: Der Schmerz sitzt im Gewebe

Werden bei einem Gewebeschaden die Schmerzrezeptoren des Körpers stimuliert, entsteht nozizeptiver Schmerz. Abhängig von der genauen Lokalisation wird er als somatischer Schmerz oder viszeraler Schmerz eingeordnet. Somatisch bedeutet, der Schmerz geht von Haut, Knochen, Bindegewebe, Muskeln oder Gelenken aus. Sprechen Mediziner dagegen von viszeralem Schmerz, ist eine Schmerzart gemeint, die von inneren Organen ausgelöst wird.

Typische nozizeptive Schmerzen rühren von Verletzungen, Krankheiten, Entzündungen oder ähnlichen Faktoren her: Die Schmerzen äußern sich in der Regel brennend, stechend, dumpf oder pochend und bleiben dabei entweder konstant oder kehren immer wieder zurück. Wenn sich der Patient bewegt, lacht oder tief einatmet, intensiviert sich der Schmerz. Nozizeptiver Schmerz kann aber auch chronisch sein, wie im Fall von Arthritis, chronischen Kopfschmerzen oder Krebs.

Neuropathische Schmerzen: Eine Nervensache

Nerven übermitteln Signale vom und zum Gehirn. Werden sie geschädigt, kann das zu Schmerzsignalen führen, die nicht durch eine konkrete Ursache im schmerzenden Bereich hervorgerufen werden. Für den Patienten kann das mitunter sehr verwirrend sein. Er spürt zum Beispiel einen brennenden Schmerz in der Hand, obwohl er gerade nichts Heißes berührt.

Nervenschädigungen können sowohl im Zentralnervensystem (Gehirn und Rückenmark) als auch in den außerhalb liegenden (peripheren) Nerven auftreten, zum Beispiel durch:

  • Krankheiten, wie Diabetes, HIV oder Multiple Sklerose (MS)
  • Traumata
  • Chemotherapie
  • Schlaganfall

Neuropathischen Schmerz beschreiben Betroffene oft als brennend, kribbelnd oder stechend oder auch wie ein elektrischer Schlag. Patienten mit neuropathischen Schmerzen reagieren häufig überempfindlich auf Temperatur- oder Druckreize. Selbst die leichte Berührung eines Bettlakens kann ihnen Schmerzen bereiten. Neuropathischer Schmerz ist meist den chronischen Schmerzarten zuzuordnen, bekannte Beispiele dafür sind:

  • das zentrale Schmerzsyndrom: Dabei handelt es sich um Schmerzen, die ihre Ursache im zentralen Nervensystem haben, Schmerzen aber in der Peripherie verursachen – zum Beispiel in Armen und Beinen. Auslöser können Faktoren wie ein Schlaganfall, Multiple Sklerose oder Tumoren sein.
  • die diabetische periphere Neuropathie: Der Schmerz kommt von Nervenschädigungen in Füßen, Beinen, Händen oder Armen, die durch Diabetes mellitus entstanden sind.
  • Gürtelrose (Herpes Zoster): Viruserkrankung, bei der verschiedenste Nerven betroffen sein können. In den von diesen Nerven versorgten Hautgebieten entstehen brennende Schmerzen.
  • Trigeminusneuralgie: Das ist eine äußerst schmerzhafte Form des Gesichtsschmerzes. Charakteristisch wird dieser Schmerz durch spontane, äußere Reize wie Berührung, Bewegung oder einen kalten Luftzug ausgelöst. Betroffene leiden an einem blitzartig einschießenden Schmerz im Bereich des Gesichtes. Der Schmerz hält meist für wenige Sekunden an, selten bis zu zwei Minuten, und gehört zu den stärksten Schmerzen überhaupt.

Schmerzarten nach der Schmerzqualität


Schätzt der Betroffene selbst seinen Schmerz ein, schildert er dabei die Schmerzqualität.

Diese kann zwei Aspekte umfassen:

  • Bei der affektiven Schmerzqualität charakterisiert der Betroffene die subjektive Schmerzbedeutung, zum Beispiel als quälend, lähmend, bedrückend oder heftig.
  • Bei der sensorischen Schmerzqualität schildert der Patient seine eigentliche Schmerzwahrnehmung, beispielsweise stechend, dumpf, ziehend, drückend, brennend oder klopfend.

Die Schmerzqualität fragt der Arzt zur Diagnosestellung gezielt ab, da sie unter Umständen Hinweise auf Art und Ursache des Schmerzes liefert.

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Dr. Markus Numberger Dr. Markus Numberger studierte Biologie an den Universitäten Regensburg und Konstanz, im Fach molekulare Neurobiologie promovierte er 1992 am Max-Planck-Institut für medizinische Forschung in Heidelberg. Bereits 13 Jahre lang kümmert er sich um den Internetauftritt eines mittelständischen Pharmaunternehmens. Seit 2014 arbeitet er als freiberuflicher Autor (Online und Print) für verschiedene bio-medizinische Verlage, Agenturen und Unternehmen der Healthcare-Branche. Zudem veröffentlichte er mehrere Bücher in den Bereichen Neurobiologie, Demenz und Depression. Dr. Markus Numberger Autor und Neurobiologe kanyo® mehr erfahren