Die Einsatzbereiche von Codein


Codein ist ein Opioid, also ein Arzneimittel, dessen Wirkung hauptsächlich auf der Beeinflussung des zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) beruht. Es bindet dort an spezielle Rezeptoren (signalauslösende Sensoren) und kann

  • schmerzlindernde,
  • beruhigende/dämpfende,
  • hustenreizstillende und
  • euphorisierende Eigenschaften haben.

Verordnet wird Codein vor allem in Form von Saft zur Linderung von trockenem Reizhusten. Dabei beeinflusst der Wirkstoff das Hustenzentrum des Gehirns und sorgt so für eine Verminderung der Anzahl der Hustenstöße.

Hustensaft als Droge?

Durch seine euphorisierenden und dämpfenden Eigenschaften wurde codeinhaltiger Hustensaft eine Zeit lang von Suchtkranken als eine Art Rauschmittel eingenommen. Mittlerweile ist dieser Missbrauch jedoch bekannt und hat bei Ärzten zu erhöhter Aufmerksamkeit beim Verschreiben des Arzneimittels geführt. Übrigens: Nicht jeder Hustensaft enthält Codein.

Auch in der Schmerztherapie spielt Codein eine große Rolle. Häufig vor allem als Kombinationspräparat mit Paracetamol (schmerzstillender, fiebersenkender und entzündungshemmender Wirkstoff). Es findet Einsatz bei mäßig starken bis starken Schmerzen aller Art — beispielsweise Migräne, Zahn- und Nervenschmerzen sowie nach Verletzungen oder Operationen. Für gewöhnlich werden Medikamente mit Codein als Tabletten, Saft oder Zäpfchen verabreicht.

Was genau ist Codein?


Der Wirkstoff Codein wird — ebenso wie das Opioid Morphin — aus dem getrockneten Milchsaft (Opium) der Fruchtkapsel des Schlafmohns gewonnen. Im Vergleich zu Morphin hat Codein jedoch eine stärker ausgeprägte hustenstillende Wirkung. Gleichzeitig gilt es als weniger stark schmerzlindernd und sedativ (beruhigend; dämpfend) — auch die Gefahr einer Abhängigkeit ist geringer.
Etwa 15 Prozent des Wirkstoffs Codein wandelt die Leber zu Morphin um, welches für die schmerzstillende Wirkung im Körper verantwortlich ist.1

Interessant!

Bei etwa 10 Prozent der mitteleuropäischen Bevölkerung, den „poor metabolizers“, wird aus dem Codein in der Leber kein Morphin gebildet. Da die analgetische Wirkung des Codeins auf der Umwandlung zu Morphin beruht, tritt hier kaum Schmerzlinderung beim Betroffenen ein.
Die sogenannten „ultrarapid metabolizers“ machen in Europa 3 Prozent, in Nordafrika 40 Prozent der Bevölkerung aus. Ihr Organismus wandelt Codein wesentlich rascher und in größerem Umfang zu Morphin um. Die Gefahr für übermäßige Opioidnebenwirkungen ist hier groß.2
Es ist möglich, mit Hilfe eines Bluttests herauszufinden, ob ein Patient zu den „ultrarapid metabolizers“ gehört — die Kosten für diesen Test werden von Krankenkassen in den meisten Fällen jedoch nicht übernommen.

Mögliche Nebenwirkungen von Codein


Den schwachen Opioiden wie beispielsweise Codein oder Tramadol (findet ebenfalls Anwendung bei mäßig starken Schmerzen) stehen die starken wie Morphin oder Fentanyl gegenüber. Bezüglich der Nebenwirkungen sind sich jedoch alle opioiden Wirkstoffe ähnlich. Gerade zu Beginn der Behandlung kann es zu Übelkeit und Erbrechen kommen. Im weiteren Verlauf steht dann vor allem die chronische Obstipation (Verstopfung) im Vordergrund. Weitere unerwünschte Begleiterscheinungen sind:

  • Mundtrockenheit
  • Sehstörungen
  • Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • Appetitverlust
  • Kopfschmerzen
  • verminderte Reaktionsfähigkeit
  • psychische Abhängigkeit

Opioide beeinflussen zudem das Atemzentrum des Gehirns und sind in der Lage, eine schwerwiegende Atemdepression (Herabsetzung der Atmung) herbeizuführen. Gerade bei Menschen der Kategorie „ultrarapid metabolizers“, kann die gesteigerte Umwandlung von Codein zu Morphin daher eine Atemnot bewirken.

Einschränkungen bei der Einnahme von Codein:

  • Aufgrund des Risikos einer auftretenden Atemstörung, wird Codein zur Behandlung von Husten bei Kindern unter zwölf Jahren nicht eingesetzt.
  • Während einer Schwangerschaft ist die Einnahme nicht zu empfehlen, da Codein über das Blut und die Plazenta auf das Ungeborene übertragen wird.
  • Stillende Mütter sollten Codein aufgrund eines erhöhten Risikos für den Säugling nicht einnehmen — der Wirkstoff geht in die Muttermilch über.
  • Für Kinder zwischen dem 12. und 18. Lebensjahr, die unter einer Beeinträchtigung der Atemfunktion (zum Beispiel schwerem Asthma) leiden, wird die Anwendung von Codein nicht empfohlen.

Codein und Abhängigkeit


Opioide haben den Ruf, bei längerfristigem Konsum (über mehrere Wochen) eine Abhängigkeit hervorzurufen — unterschieden werden müssen hierbei die physische (körperliche) und die psychische (geistige) Form.

Die physische Abhängigkeit beschreibt vor allem den Gewöhnungseffekt des Körpers an den Wirkstoff. Je länger die Einnahme von Codein erfolgt, desto höher muss die Dosis gesteigert werden, um noch eine Wirkung zu erzielen. Beim anschließenden Absetzen des Medikaments ist es wichtig, die Dosierung nach und nach zu reduzieren (Ausschleichen), um Entzugssymptome wie Zittern und Übelkeit zu vermeiden.

Zu einer psychischen Abhängigkeit führt Codein in der Regel nicht. Eine Ausnahme bildet die Anwendung bei ehemaligen Suchtpatienten oder generell Suchtgefährdeten. Hier kann es aufgrund der euphorisierenden und betäubenden Wirkung zu einem Missbrauch des Medikaments kommen.

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Quellen anzeigen
  • 1Boeckh, M./Böckers, T.: Allgemeine Pharmakologie und Toxikologie. Stuttgart: Thieme Verlag 152002. S.300.
  • 2Ebinger, F.: Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Thieme Verlag 2011. S.84.