Wie entsteht eine Zahnwurzelentzündung?


Ein menschlicher Zahn gliedert sich in folgende Bestandteile:

  • Zahnkrone: Das ist der Teil, der sichtbar aus dem Kiefer herausragt und für das Kauen zuständig ist.
  • Zahnhals: Als Zahnhals wird jener Abschnitt bezeichnet, der zwischen Zahnkrone und Zahnwurzel liegt und vom Zahnfleisch umgeben ist.
  • Zahnwurzel: Diese ist nicht sichtbar und dient als Verankerung der Zähne im Kieferknochen. Genau dieser Teil ist bei einer Zahnwurzelentzündung erkrankt.

Außerdem besteht ein Zahn aus mehreren Schichten: Die sichtbare, harte Umhüllung des Zahns wird als Zahnschmelz bezeichnet. Darunter liegt das Zahnbein (Dentin), das ein ganzes Leben lang, im Gegensatz zum Schmelz, neu gebildet werden kann. Es weist eine knochenähnliche Struktur auf und umschließt das Zahnmark (Zahnpulpa). Entzündet sich Letzteres, handelt es sich um eine Zahnwurzelentzündung (Synonyme: Zahnmarkentzündung und Zahnnervenentzündung; Medizinisch: Pulpitis). Die Ursache, warum wir bei einer entzündeten Wurzel Symptome wie Zahnschmerzen spüren, ist das feine Nervengeflecht, das zusammen mit Blutgefäßen den Wurzelkanal durchzieht.

Entwicklung meistens aus Karies

In den meisten Fällen entsteht die Zahnwurzelentzündung aus Karies. Bakterien zerstören hierbei zunehmend die Schichten des Zahns. Wird dieser Befall nicht rechtzeitig entfernt, dringen die Krankheitserreger immer tiefer in das Innere des Zahns ein und gelangen bis in die Zahnwurzel und zur Wurzelspitze. Von dort aus kann eine weitere Ausbreitung zum Kieferknochen erfolgen.

Entzündetes Zahnbett

Etwas seltener ist es eine unzureichend behandelte Entzündung des Zahnbetts (Parodontitis), die die Zahnwurzelentzündung auslöst. Dabei werden die Zähne locker, da sie sich zunehmend aus ihrer Verankerung, dem Kieferknochen, lösen. Die Parodontitis greift unter Umständen auf die Wurzeln über.

Kiefernebenhöhlenentzündung als Ursache der Zahnschmerzen?

Tatsächlich ist es keine Seltenheit, dass eine Kiefernebenhöhlenentzündung Zahnschmerzen auslöst. Oftmals entsteht diese infolge eines Schnupfens. Kleine Nervenäste des Zahns befinden sich am Boden der Kieferhöhle – liegt dort eine Entzündung vor, können Zahnschmerzen entstehen. Übrigens: Eine Zahnwurzelentzündung ist in seltenen Fällen ein möglicher Auslöser der Kiefernebenhöhlenentzündung.

Mechanische Ursachen einer Zahnwurzelentzündung

In sehr seltenen Fällen sind mechanische Reize eine mögliche Ursache einer Zahnwurzelentzündung. Nächtliches Zähneknirschen oder ein Schlag auf den Kiefer sind mögliche Auslöser von entzündeten Zahnwurzeln. Auch schiefwachsende Weisheitszähne sind in der Lage den Nachbarzahn so zu reizen, dass eine Entzündung entsteht.

Welche Symptome verursacht eine Zahnwurzelentzündung?


Wichtigstes Symptom einer Zahnwurzelentzündung sind starke Zahnschmerzen, die teilweise einen pochenden, pulsierenden Charakter aufweisen. Infolge der Schmerzweiterleitung durch die zahlreichen Nerven ist der betroffene Zahn zudem überempfindlich gegenüber äußeren Reizen wie Hitze, Kälte oder Druck. Dies spüren die Patienten insbesondere bei der Nahrungsaufnahme. Oftmals verstärken sich die Zahnschmerzen mit dem Voranschreiten der Erkrankung: Zu Beginn treten diese nur bei Belastung auf und entwickeln sich zunehmend zum Dauerzustand. Nicht selten strahlen die Zahnschmerzen auch in andere Bereiche von Gesicht und Kopf aus.

Patienten einer Zahnwurzelentzündung haben oft noch weitere Symptome:

  • Ein unangenehmer Mundgeruch entsteht beispielsweise durch die bakteriellen Abbauprodukte.
  • Beim Zähneputzen kommt es häufiger zu Zahnfleischbluten.
  • Wird mit der Behandlung der Zahnschmerzen zu lange gewartet, kann sich eine Eiterblase (Abszess) bilden.

Ein sehr schlechtes Zeichen ist eine schlagartig auftretende, starke Schmerzlinderung. In diesem Fall muss mit einer massiven Schädigung des Zahnnervs gerechnet werden. Der Zahn ist in diesem Stadium praktisch nicht mehr zu retten.

Schmerzender Zahn: Wurzelentzündung mit Hausmitteln lindern


Die schmerzenden Symptome einer Wurzelentzündung lassen sich auch mit schmerzlindernden Hausmitteln meist gut behandeln. Bewährt haben sich hier unter anderem:

  • Nelkenöl: Aufgetragen auf einen Wattepad, den Sie direkt auf den schmerzenden Zahn legen, lindern die enthaltenen ätherischen Öle die Symptome einer Zahnwurzelentzündung. Sie haben kein Nelkenöl zu Hause? Auch das Zerbeißen einer getrockneten Nelke kann helfen.
  • Rosmarin: Rosmarinblätter in Form eines Tees oder pur zum Kauen können aufgrund ihrer ätherischen Öle die Schmerzen der Entzündung verbessern.
  • Weitere ätherische Öle: Diese finden sich in vielen verschiedenen Pflanzen oder in so manchen Gemüsearten wie den Zwiebeln wieder. Kamille hat sich hier auch als wirksam bewährt. Als Hausmittel bei einer Wurzelentzündung ist es ratsam, Kamille abzukochen oder Zwiebeln anzubraten und in ein Tuch zu packen. Binden Sie das Tuch dann zu einem Säckchen zusammen. Je nachdem, ob es für Sie angenehm ist, sind lauwarme Päckchen häufig sehr wohltuend. Die Beschwerden sollten sich dann durch die Kombination aus Wärme und ätherischen Ölen verbessern.
  • Kühlen: Legen Sie einen Kühlakku oder Eiswürfel eingewickelt in einem Stofftuch auf die schmerzende Wange. Denken Sie an regelmäßige Kühlpausen, diese schützen vor Erfrierungen. Die Schmerzen werden dadurch für einige Zeit etwas besser und können so bis zum Zahnarzttermin hinausgezögert werden.

Probieren Sie die Hausmittel bei einer Wurzelentzündung aus, um die Beschwerden bis zum Zahnarztbesuch zu überbrücken. Die dortige Behandlung hilft Ihnen schnell, die Schmerzen zu nehmen und ist nötig, damit Folgen wie ein Abszess (mit Eiter gefüllter Hohlraum) ausbleiben.

Risikofaktoren bei einer Zahnwurzelentzündung


Der wichtigste Risikofaktor einer Zahnwurzelentzündung ist eine unzureichende Mundhygiene. Je größer das Karies- und Parodontitis-Risiko, umso höher die Wahrscheinlichkeit einer Wurzelbeteiligung.

Gut zu wissen

Auch ein schwaches Immunsystem kann eine Zahnwurzelentzündung fördern und gleichzeitig die Heilung erschweren. Häufig betrifft dies Patienten mit Unterernährung, Krebs oder Diabetes mellitus.

Wie stellt der Arzt die Diagnose?


Bei Verdacht auf eine Zahnwurzelentzündung befragt der Zahnarzt zunächst den Patienten nach den Symptomen, ehe er das Gebiss genaustens untersucht. Typische Fragen des Zahnarztes sind:

  • Seit wann bestehen die Schmerzen?
  • Wie äußern sich die Beschwerden?
  • Wie stark sind die Schmerzen?
  • Liegen bereits Zahnerkrankungen vor?

Zwar lässt sich die entzündete Zahnwurzel mit bloßem Auge nicht direkt erkennen, es existieren aber zahlreiche Möglichkeiten zur Diagnosestellung. Mittels Kältereiz prüft der Zahnarzt die Funktionsfähigkeit des Zahnnervs. Ist dieser bereits geschädigt oder gar abgestorben, empfindet der Patient keine Schmerzen. Ob tatsächlich eine tiefliegende Entzündung vorliegt, kann mittels Röntgenuntersuchung festgestellt werden. Typischerweise zeigt sich diese als Schatten rund um die Zahnwurzel.

Bei einer Wurzelentzündung sieht die Behandlung wie folgt aus:


Therapie der Wahl gegen die Schmerzen ist eine Wurzelbehandlung. Hierzu muss der erkrankte Zahn zunächst nach lokaler Betäubung aufgebohrt werden, um an das entzündete Areal heranzukommen. Zur Vermeidung einer Keimverschleppung und damit weiterer Schmerzen nach der Wurzelbehandlung, wird die gesamte Mundhöhle mit einer antibakteriellen Lösung gespült. Der Behandler entfernt dann das entzündete Material aus der Zahnwurzel.

Sofern Bakterien für die Zahnwurzelentzündung verantwortlich sind, werden die Wurzelkanäle mit einer antibiotischen (antibakteriellen) Lösung durchgespült und anschließend mit einer sogenannten Wurzelfüllpaste abgedichtet. Bei starkem Keimbefall legt der Zahnarzt vor der Verschließung der Kanäle und des Zahns antibiotische Einlagen in den Wurzelkörper. Vor der Versiegelung muss absolute Keimfreiheit gewährleistet sein. Ansonsten treten die Zahnwurzelentzündung und die damit verbundenen Schmerzen nach der Behandlung der Wurzelentzündung erneut auf.

Erfolgskontrolle mittels Röntgen


Um sicherzugehen, dass die Wurzelkanalfüllung richtig ausgeführt wurde, wird unmittelbar nach der Wurzelentzündung-Behandlung ein Kontrollröntgenbild angefertigt. Ist alles korrekt, erfolgt eine zunächst provisorische Füllung des Zahns. Erst wenn nach einigen Wochen keine erneute Entzündung aufgetreten ist, kann der Zahn mit einer endgültigen Füllung versehen werden. Zahnschmerzen nach der Wurzelbehandlung sind dann nicht mehr zu erwarten.

Bei großflächiger Zerstörung muss die Wurzelspitze entfernt werden (Wurzelspitzenresektion). Hat die Entzündung bereits den gesamten Nerv zerstört, gilt der Zahn als abgestorben. Dann ist die einzig zielbringende Therapie die Entfernung des Zahns, ansonsten drohen langfristig wieder Zahnschmerzen nach der Wurzelbehandlung. Durch entsprechende Zahnpflege und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt kann eine Zahnwurzelentzündung mit unangenehmen Symptomen vermieden werden.

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Romina Enz Medizinische Fragestellungen sowie die Biologie des Menschen zählten schon immer zu ihren Leidenschaften – ein Grund, weshalb die Biologin Romina Enz von 2017 bis 2021 bei kanyo® arbeitete. Die tägliche Auseinandersetzung mit aktuellen Themen der Medizin in Kombination mit der Texterstellung bieten ihr als medizinische Online-Redakteurin die optimale Mischung aus Naturwissenschaft und Kreativität. Romina Enz Medizinredakteurin und Biologin kanyo® mehr erfahren