Das Sprunggelenk – eine für Sportverletzungen anfällige Körperstelle


Die Diagnose Bänderriss – sie wird deutschlandweit sehr häufig gestellt. Täglich knicken etwa 10.000 Menschen mit dem Fuß um1, circa 8.200 Bandverletzungen im Bereich des Sprunggelenks werden hierzulande pro Tag ärztlich behandelt.2

Für die Schwere des Umknicktraumas gibt es folgende Einteilung:

  • Grad I: Bänderdehnung
  • Grad II: Bänderanriss (teilweise Bandruptur)
  • Grad III: Riss eines oder mehrerer Bänder (komplette Bandruptur)

Doch wie kommt es nun eigentlich zum Bänderriss? In 95 Prozent der Fälle knicken die Betroffenen, anatomisch bedingt, mit dem Sprunggelenk nach außen um.3 Eine mögliche, hohe Gewalteinwirkung auf das Sprunggelenk bei bestimmten Sportarten trägt zudem zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit bei. Vor allem bei Kontaktsportarten und bei durch schnelle Richtungswechsel geprägte Stop-and-Go-Sportarten, wie Basketball und Volleyball, kann es häufig zu Bänderrissen kommen.

Wie sich ein Bänderriss äußert – die Symptome


Neben dem deutlichen Verlust der Belastbarkeit gibt es weitere Symptome eines Bänderrisses:

  • starker, plötzlich auftretender Schmerz
  • Druck- und Belastungsschmerz
  • starke Schwellung
  • Bluterguss (Hämatom)

Aber Achtung: Ein starker Schmerz ist kein hundertprozentiger Indikator dafür, dass es sich tatsächlich um einen Bänderriss handelt. Kommt es zu einem vollständigen Bänderriss, werden dabei auch Schmerzrezeptoren zerstört, weshalb der Bänderriss sogar weniger schmerzhaft empfunden werden kann, als seine Vorgängerstufe, die Bänderdehnung.

So stellt der Arzt einen Bänderriss fest


Die Untersuchung fußt im Wesentlichen auf drei Säulen:

  • Tasten (zum Beispiel Druckschmerz)
  • Funktionsanalyse (Belastungsschmerz, Gelenkbeweglichkeit)
  • bildgebende Verfahren (Röntgen, Magnetresonanztherapie (MRT), Ultraschall)

Es ist wichtig, bei der Diagnose genau zu differenzieren, ob es sich um eine Bänderdehnung oder einen Bänderriss handelt, denn: Wird der Bänderriss nicht fachgerecht therapiert, kann es zu einer dauerhaften Gelenkinstabilität und einem erhöhten Risiko für erneute Bänderrisse kommen.

Ein in der Praxis häufig angewandter Test ist der Schubladentest. Geht es um die Diagnose eines möglichen Bänderrisses am Sprunggelenk, liegt der Patient dazu mit ausgestreckten Beinen auf dem Rücken. Während der behandelnde Arzt mit einer Hand die Ferse des verletzten Fußes umfasst, drückt er mit der anderen Hand von oben gegen das Schienbein. Der Arzt versucht dann mit der Hand, die an der Ferse liegt, den Unterschenkel nach vorne (vom Bein weg), „wie eine Schublade aufzuziehen“. Mit der anderen Hand umfasst er weiterhin das Schienbein. Ist die geschilderte Schubladenbewegung möglich, spricht sehr viel für einen Bänderriss am Sprunggelenk. Um sicherzugehen, muss der Schubladentest auch am gesunden Fuß durchgeführt werden, um die Ergebnisse miteinander vergleichen zu können.

Da die Beweglichkeit des Kapsel-Band-Apparates (die funktionelle Einheit aus Gelenk, Gelenkkapsel und Bändern) bei jedem Menschen verschieden ist, untersucht der Arzt auch die unverletzte Seite mit. Ein Schubladentest, der ähnlich abläuft, lässt sich auch bei Verdacht auf einen Bänderriss im Kniegelenk durchführen. Sind die Gelenke ausführlich auf Stabilität, Belastbarkeit und Beweglichkeit untersucht worden, kann der Arzt bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel eine Magnetresonanztherapie (MRT), veranlassen, die Abbildungen der Weichteilstrukturen, also der Muskulatur, Sehnen und eben auch der Bänder, hochauflösend zeigen.

Bänderriss: Die Behandlung


Die Therapie richtet sich nach Art und Schwere des Bänderrisses, zum Beispiel ist die Behandlung abhängig davon, ob nur ein oder mehrere Bänder betroffen sind.

Der Arzt wird abklären,

  • welches Gelenk betroffen ist,
  • ob eine teilweise oder komplette Bandruptur vorliegt und
  • ob zusätzlich zum Band/den Bändern andere Gelenkteile wie Knochen oder Knorpel in Mitleidenschaft gezogen wurden,

um anschließend abzuwägen, welchen Behandlungsweg er einschlägt.

In der Akutphase verordnet der Arzt Hochlagerung und Ruhigstellung, um die Schwellung so schnell wie möglich abklingen zu lassen. Damit die Bänder wieder zusammenwachsen, wird das verletzte Gelenk bei einem Bänderriss mittels einer Schiene (Orthese) gestützt. Das Tragen der Schiene soll dazu beitragen, dass das Band fest zusammenwächst und das Gelenk nicht instabil wird. Mit der Schiene kann der Bänderriss-Patient auftreten und den Fuß je nach Schmerzempfinden auch belasten. Dadurch soll dem Muskelabbau vorgebeugt werden. In Rücksprache mit dem Arzt wird nach circa fünf Wochen damit begonnen, das Bein wieder ohne Schiene zu belasten. Zuerst für ein paar Minuten, nach und nach werden die Intervalle dann größer. Eine Operation bei Bänderrissen findet heutzutage in der Regel nur noch statt, wenn zum Beispiel mehrere Bänder gerissen sind oder es Begleitverletzungen am Knorpel oder Knochen gibt.

Bänderriss: Wie lang dauert die sportliche Zwangspause?

Ein Bänderriss braucht mehr Zeit, um auszuheilen, als eine Bänderdehnung. Sie sollten sich auf eine Heilungszeit von mindestens sechs Wochen einstellen.4

Das interessierte andere Leser:
Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Quellen anzeigen