Die Nasennebenhöhlen – darum sind wir hohl im Kopf


Wissen Sie, wo die Kieferhöhlen sitzen und wie diese aussehen? Die Nasennebenhöhlen – zu denen auch die beiden Kieferhöhlen gehören – sind luftgefüllte Hohlräume, die rund um die Nase angeordnet sind. Die Kieferhöhlen, medizinisch auch Sinusitis maxillaris genannt, sehen aus wie zwei vierseitige Pyramiden. Für was sind die Hohlräume im Schädel gut? Die Nasennebenhöhlen sind wichtig für die Stimm- und Klangbildung. Durch das eingesparte Knochenmaterial verringert sich außerdem das Gewicht des Kopfes.

Kieferhöhlenentzündung: So kommt sie zustande


In 95 Prozent der Fälle sind es Viren, die über die Nase eindringen und die akute Kieferhöhlenentzündung in Gang bringen.1 Die  Nasenschleimhaut entzündet sich und schwillt an. Das wiederum hat zur Folge, dass sich das Kieferhöhlenostium, die Öffnung der Kieferhöhle in den mittleren Nasengang, verschließt. Schleim kann nicht mehr über die Nase abtransportiert werden und Krankheitserreger setzen sich fest.

Zähne und Kieferhöhlen liegen eng beieinander. Es kann also auch sein, dass eine Infektion des Zahnapparates – zum Beispiel durch eine entzündete Zahnwurzel im Oberkiefer – auf die Kieferhöhlen übertritt. Mediziner sprechen in diesem Fall von einer dentogenen, das heißt von den Zähnen herrührenden Kieferhöhlenentzündung.

Um zu unterscheiden, ob eine rhinogene (von der Nase ausgehende) oder dentogene Kieferhöhlenentzündung vorliegt, führt der Arzt eine endoskopische Untersuchung mit einem Schlauch durch, der in die Nase geschoben wird. Das Endoskop ist mit einer Lichtquelle und einer Kamera ausgestattet.

Weitere Ursachen einer Sinusitis maxillaris Kieferhöhlenvereiterung:


Die Kieferhöhlenentzündung, auch Kieferhöhlenvereiterung genannt, kann auch durch diese Ursachen entstehen:

  • Bakterien
  • Allergien, zum Beispiel Heuschnupfen
  • Pilze, beispielsweise bei einem geschwächten Immunsystem (HIV-Infektion oder bei einer immunsuppressiven Therapie, bei der das Immunsystem nach einer Transplantation medikamentös unterdrückt wird)
  • anatomische Besonderheiten wie eine verkrümmte Nasenscheidewand
  • verletzte Kieferhöhlenschleimhaut, zum Beispiel zugezogen bei einer Zahnoperation
  • Traumen (Verletzungen), anzuführen ist hier ein Bruch des Oberkiefers oder Jochbeins

Die Symptome Kieferhöhlenentzündung:


Schmerzen im Bereich des Oberkiefers, die so stark sind, dass sie in die Stirn ausstrahlen, sind eines der häufigsten Symptome einer Kieferhöhlenentzündung. Sie verstärken sich beim nach vorne beugen des Kopfes oder bei körperlichen Anstrengungen. Mit der blockierten Nasenatmung und der Schwellung geht eine verminderte Geruchswahrnehmung (Hyposmie) einher.

Weitere typische Symptome, von denen Betroffene mit einer Kieferhöhlenentzündung berichten, sind Zahnschmerzen im Oberkiefer, ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, Unterlidschwellungen und eine erhöhte Körpertemperatur oder Fieber.

Wichtig: Komplikationen verhindern

Wird die Kieferhöhlenvereiterung nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, droht ein Durchbruch in die Weichteile und knöchernen Nasennebenhöhlenwände, welche die Kieferhöhlen umgeben. Auch ein Einbruch in die Augenhöhle (Orbita) ist nicht ausgeschlossen.

Um zu verhindern, dass sich die Infektion ausweitet, sollten sie den Arztbesuch nicht zu lange hinauszögern – spätestens dann, wenn Sie bereits seit drei Tagen versuchen, den Beschwerden beizukommen.2

Die Behandlung der Kieferhöhlenentzündung


In erster Linie richtet sich die Behandlung einer Kieferhöhlenentzündung nach der Ursache. Allen Behandlungsmöglichkeiten gemein ist das Ziel, die Nasenschleimhaut zum Abschwellen zu bringen.

Physikalische Maßnahmen

Wärme tut gut, um die Symptome einer Kieferhöhlenentzündung zu lindern. Empfehlenswert bei einer Kieferhöhlenvereiterung ist eine Bestrahlung mit einer Infrarotlampe, für dreimal 15 Minuten in 30 Zentimetern Abstand.3 Auch Kopfdampfbäder (Inhalationen) mit ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Fichtennadeln oder Latschenkiefer können den Heilungsprozess unterstützen.

Medikamentöse Therapie

Zum Einsatz kommen abschwellende Nasentropfen, die jedoch nicht länger als zehn Tage angewendet werden sollten, da man durch eine längere oder dauerhafte Einnahme den sogenannten Rebound-Effekt provoziert. Die Inhaltsstoffe der Nasensprays sorgen zwar zunächst dafür, dass sich die Gefäße verengen. Sobald die Wirkung nachlässt, wird die Durchblutung allerdings wieder angekurbelt und die Schleimhäute schwellen erneut an. Ein Teufelskreis, in dem sich Schätzungen zufolge in Deutschland mehr als 100.000 Betroffene befinden.4

Schleimlösende Arzneimittel (Sekretolytika) verbessern den Abfluss des eingedickten Sekretes aus der Kieferhöhle und auch Schmerzmittel können die Beschwerden bei einer Sinusitis maxillaris lindern.

Zur medikamentösen Behandlung der Kieferhöhlenvereiterung durch Bakterien werden Antibiotika eingesetzt. Um festzustellen, welches Antibiotikum wirklich hilft, wird zur Keimbestimmung ein Abstrich aus der Nase entnommen.

Sind Pilze für die Kieferhöhlenentzündung verantwortlich, verschreibt der Arzt Antimykotika. Das sind Arzneimittel, mit denen Pilzinfektionen behandelt werden.

Zahnsanierung

Liegt eine dentogene Kieferhöhlenentzündung vor, beispielsweise ausgelöst durch

  • eine Zyste im Bereich der Zahnwurzel,
  • eine Entzündung der Wurzelspitze,
  • einen verbliebenen Zahnwurzelrest beim Ziehen eines Zahns, der in die Kieferhöhle gedrückt wurde sowie
  • Komplikationen, die beim Setzen von Zahnimplantaten auftreten können,

muss der betroffene Zahn einer Behandlung unterzogen werden: Bei einer dentogenen Kieferhöhlenentzündung häufig ein Mix aus chirurgischen, zahnärztlichen und medikamentösen Maßnahmen.

Ballon-Sinuplastik: In die Nase eingebrachter Ballon erweitert Nasennebenhöhlen

Ist eine beziehungsweise sind beide Kieferhöhlen verengt, kann mit einem Ballonkatheter, der durch die Nase eingeführt und durch Luftdruck aufgedehnt wird, dafür gesorgt werden, dass die verengten Kanäle wieder richtig belüftet werden. Das angestaute Sekret durch die Kieferhöhlenentzündung fließt ab, wodurch eine sofortige Druckentlastung stattfindet. Der Eingriff unter Narkose wird als schonend beschrieben, für die Behandlungskosten von circa 1.500 Euro müssen die Betroffenen jedoch selbst aufkommen.5

Infundibulotomie: Operation gegen chronisch entzündete Nasennebenhöhlen

Ist die Nasennebenhöhlenentzündung chronisch oder immer wiederkehrend (rezidivierend), kann das Thema Infundibulotomie aktuell werden. Bei dieser Operation werden beispielsweise

  • Zysten (von Bindegewebskapseln umgebene Hohlräume im Gewebe, gefüllt mit Flüssigkeit oder Blut),
  • gutartige Gewebewucherungen der Nasenschleimhaut (Polypen) oder
  • Pilzkonkremente (Ablagerungen) entfernt.

Früher wurde eine chronische Sinusitis maxillaris mit der sogenannten Caldwell-Luc-Operation behandelt. Diese Radikaloperation findet heute jedoch nur noch sehr selten Anwendung, beispielsweise nach mehrfachen erfolglosen Voroperationen. Bei der Caldwell-Luc-OP wird die entzündete Schleimhaut komplett entfernt und ein neuer Kanal zwischen Kieferhöhle und unteren Nasengang gelegt, durch den das angestaute Sekret ablaufen kann.

Und die Dauer einer Kieferhöhlenentzündung?

Die Dauer für die akute Form der Kieferhöhlenentzündung beträgt maximal zwölf Wochen, die der chronischen mehr als zwölf Wochen. Daneben gibt es noch die wiederkehrende (rezidivierende) Form, sie tritt mindestens viermal jährlich auf. Zwischen den Erkrankungsepisoden herrscht Beschwerdefreiheit.

Kieferhöhlenentzündung: Gibt es Hausmittel, die helfen können?


Erleichterung, was die Schmerzen bei einer Kieferhöhlenentzündung betrifft, können auch Hausmittel verschaffen, die ergänzend zu den ärztlichen Maßnahmen eingesetzt werden:

  • Aloe Vera: Diese Heilpflanze wird nicht nur bei Verbrennungen und Sonnenbrand oder in Kosmetikartikeln eingesetzt, sondern kann dank ihrer entzündungshemmenden und wundheilenden Eigenschaften auch die angeschwollene Nasenschleimhaut bei einer Kieferhöhlenentzündung zum Abschwellen bringen. Entweder den Saft der Aloe Vera trinken oder mit einem Aloe Vera-Gel das Naseninnere einreiben.
  • Aus dem Vorratsschrank: Cayennepfeffer, Knoblauch, Ingwer und Meerrettich machen einer Kieferhöhlenentzündung ordentlich Dampf. Die in den Gewürzen enthaltenen Substanzen wie Capsaicin fördern, neben dem schnelleren Abschwellen der Schleimhaut, den Abtransport des hartnäckigen Sekrets.
  • Oreganoöl: Für dieses Hausmittel gegen Kieferhöhlenentzündung müssen Sie einfach nur ein paar Tropfen Oreganoöl (erhältlich im Reformhaus) in heißes Wasser geben und den Dampf einatmen.

Kein Hausmittel gegen Kieferhöhlenentzündung im engeren Sinne, aber grundsätzlich ein guter Tipp: Viel trinken, um den festsitzenden Schleim zu verdünnen. Zu bevorzugen sind circa zwei bis drei Liter Wasser oder warmer Tee täglich.6

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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