Was sind mittelstarke Schmerzen?


Zugegeben: Die Bezeichnung „mittelstarke Schmerzen“ ist etwas schwammig und die Frage, wann Schmerzen mittelstark sind, ist nicht so einfach zu beantworten, da das Schmerzempfinden subjektiv ist. Eine Möglichkeit, die Schmerzstärke zu erfassen, ist die Einstufung der Schmerzen auf einer Skala zwischen 0 bis 10 – wobei sich hier der Arzt auf die Einschätzung des Patienten verlassen muss.

Neben der Schmerzintensität fällt auch der Schmerzcharakter sehr unterschiedlich aus: Betroffene beschreiben ihre Schmerzen als pochend, ziehend, drückend oder dumpf. Und um welche Art von Schmerzen es sich handelt, also ob der Patient beispielsweise an Zahn- oder Gelenkschmerzen leidet, kann ebenfalls nicht einfach außer Acht gelassen werden. Dennoch bietet eine grobe Klassifikation eine wichtige Erleichterung in der Schmerztherapie.

Einteilung der Schmerzmittelstärke nach dem WHO-Stufenmodell


Häufig wird das Stufenmodell der Weltgesundheitsorganisation WHO herangezogen, um die Wirkintensität von Schmerzmitteln einzuordnen. Dieses Modell, das ursprünglich für die Krebstherapie entwickelt wurde, teilt Schmerzmedikamente in drei Gruppen ein:

Wenn schwache, rezeptfreie Wirkstoffe wie Ibuprofen, Paracetamol oder Acetylsalicylsäure nicht genügen, werden mittelstarke Schmerzmittel eingesetzt. Das sind in der Regel schwach wirksame Opioide, die jedoch mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) kombiniert werden können.

Wichtig bei der Wahl der Schmerzmittel:


Die Klassifikation von Schmerzmitteln nach ihrer Wirkkraft sagt nichts über ihre Wirksamkeit im Einzelfall aus. Beispielsweise sind mittelstarke nicht-steroidale Antirheumatika bei Gelenkschmerzen besser geeignet, als eigentlich stärker eingestufte Opioide.

Schwache opioide Schmerzmittel


Mit Opioiden assoziieren die meisten Menschen starke Schmerzmittel. In dieser Wirkstoffgruppe gibt es jedoch auch Medikamente, die etwas schwächer wirken. Laut dem WHO-Stufenmodell können bei mittelstarken Schmerzen solche schwachen opioiden Schmerzmittel verabreicht werden. Dazu gehören beispielsweise

  • Tramadol,
  • Tilidin und
  • Codein.

Anders als zum Beispiel die nicht-steroidalen Antirheumatika entfalten Opioide ihre Wirkung direkt im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark). Dort blockieren sie die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen. Dadurch können Schmerzen gedämpft werden. Zu den Nebenwirkungen gehören in erster Linie Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Übelkeit oder Erbrechen.

Mittelstarke Entzündungshemmer


Häufige Ursachen für mittelstarke Schmerzen sind entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Dazu gehören sowohl akute und chronische Entzündungen der Gelenke (Arthritis), Schmerzen im Bewegungsapparat durch Gelenkverschleiß (Arthrose) sowie verletzungsbedingte Schwellungen oder Entzündungen. Ebenso wird die Krankheit Morbus Bechterew, bei der Wirbelsäule und Becken chronisch entzündet sind, zu den rheumatischen Erkrankungen gerechnet. Bei all diesen Schmerzen sind nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) das Mittel der Wahl.

Große Auswahl an nicht-steroidalen Antirheumatika

Folgende nicht-steroidale Antirheumatika können bei verschiedenen Formen von Gelenkerkrankungen helfen:

  • Naproxen
  • Meloxicam
  • Indometacin
  • Celecoxib
  • Piroxicam
  • Etoricoxib
  • Phenylbutazon
  • Ketoprofen
  • Aceclofenac
  • Oxaceprol

Reichen diese NSAR nicht aus, zum Beispiel bei sehr starken Arthroseschmerzen, gibt es die Möglichkeit, zusätzlich schwach wirksame Opioide vom Arzt verschrieben zu bekommen. Erzielen sowohl nicht-sterioidale wie auch schwach wirksame opioide Schmerzmittel keine ausreichende Wirkung, kann der Arzt gegebenenfalls auf Flupirtin ausweichen. Der Arzneistoff wirkt im zentralen Nervensystem, zählt aber nicht zu der Wirkstoffgruppe der Opiode. Flupirtin hat schmerzstillende und muskelentspannende Eigenschaften und wird unter anderem auch nach Operationen oder begleitend bei Krebstherapien verwendet.

Wichtig bei nicht-steroidalen Antirheumatika:

Die nicht-steroidalen Antirheumatika wirken zwar alle ähnlich, dennoch gibt es teils erhebliche Unterschiede bezüglich Wirksamkeit und Nebenwirkungen. Lassen Sie sich deshalb von einem Arzt beraten, welches Medikament für Sie persönlich am besten geeignet ist.

Mögliche Nebenwirkungen von nicht-steroidalen Antirheumatika

Im Allgemeinen wirken NSAR relativ schnell, der Wirkeintritt ist bereits nach einer halben Stunde bis Stunde bemerkbar. Für Patienten, die an Herz- und Niereninsuffizienz leiden, sind sie jedoch nicht geeignet. Aber auch ansonsten sollten Sie sich bei der Einnahme genau an die Vorgaben des Arztes halten, besonders, wenn Sie die mittelstarken Schmerzmittel über einen längeren Zeitraum einnehmen. Denn wie bei allen Arzneimitteln sind auch bei NSAR Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen.

Gängige Nebenwirkungen von NSAR sind beispielsweise

  • Magen- und Darmprobleme wie Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Magenschmerzen,
  • Nierenfunktionsstörungen oder
  • Blutdruckerhöhungen.

Bei einer Langzeittherapie sind außerdem Schäden an Herz und Kreislauf möglich. Beobachten Sie Nebenwirkungen, sollten Sie – zusammen mit Ihrem Arzt – über ein alternatives Präparat nachdenken.

Triptane gegen Migräneschmerzen


Bei Migräne reichen Patienten einfache Schmerzmittel oft nicht aus: der Kopf pocht einseitig und fühlt sich an, als würde er gleich zerspringen. Für Nichtbetroffene sind diese Schmerzen kaum nachvollziehbar. Das ist sicher ein Grund, warum Migräne noch immer häufig als einfacher Kopfschmerz abgetan wird.

Mit Triptanen wurden spezielle Arzneistoffe zur akuten Behandlung von Migräne und Clusterkopfschmerzen (schwere Kopfschmerzattacken, die einseitig im Bereich der Augen, der Stirn oder der Schläfe auftreten) entwickelt. Die genaue Wirkweise ist bisher noch nicht bekannt. Vermutet wird jedoch, dass die Wirkstoffe bei einem Migräneanfall

  • Blutgefäße im Gehirn verengen,
  • die Ausschüttung von Peptiden (Botenstoffen, die an der Schmerzweiterleitung beteiligt sind) blockieren oder
  • die Ausbreitung von Schmerzreizen im Gehirn unterdrücken.

In Deutschland sind mehrere Triptane, die zu den mittelstarken Schmerzmitteln gehören, zugelassen, die sich unter anderem in ihrer Wirkungsdauer unterscheiden. Die meisten Migräne-Medikamente sind rezeptpflichtig. Sie sind in verschiedenen Darreichungsformen wie Tabletten, als Fertigspritzen, Zäpfchen oder Nasensprays erhältlich.

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