Was ist eine Trigeminusneuralgie?
Bei einer Trigeminusneuralgie entstehen Gesichtsschmerzen, die von dem sogenannten Drillingsnervs (Nervus trigeminus) ausgehen. Der Trigeminusnerv ist ein Hirnnerv, der sich in drei Äste aufzweigt: Er versorgt die Stirnpartie und Augenhöhlen, den Unter- und Oberkiefer sowie die Oberlippe.
In den meisten Fällen sind bei einer Trigeminusneuralgie nur der zweite und/oder dritte Nervenast geschädigt. Der Patient spürt daher die Schmerzen in Ober- und Unterkiefer sowie in Lippe und Wange, und zwar normalerweise nur auf einer Gesichtshälfte.
In Deutschland leiden etwa vier von 100.000 Menschen unter einer Trigeminusneuralgie, wobei die ersten Beschwerden meist erst nach dem 40. Lebensjahr auftreten. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer.1
Ursachen einer Trigeminusneuralgie
Man unterscheidet zwei Formen der Trigeminusneuralgie: die idiopathische und die symptomatische Trigeminusneuralgie.
Kann der Arzt keine greifbare Ursache ermitteln, sprechen Mediziner von der idiopathischen Trigeminusneuralgie – einer eigenständigen Schmerzerkrankung, die nicht als Folge einer anderen Erkrankung auftritt. Von einer symptomatischen Trigeminusneuralgie spricht man hingegen, wenn die Nervenschmerzen im Rahmen anderer Erkrankungen auftaucht. Hierzu gehören beispielsweise:
- Multiple Sklerose oder Post-Zoster-Neuralgie (Eine Spätkomplikationen der Gürtelrose: Hier ist die Myelinschicht, die Isolierung um die Nervenfasern, angegriffen, weswegen die Patienten auch unter Schmerzen im Bereich des Trigeminusnervs leiden.)
- Borreliose
- Schlaganfall
Auch seltene gutartige Nerventumore oder Metastasen bösartiger Tumore können Druck auf den Trigeminusnerv ausüben.
Symptome einer Trigeminusneuralgie
Typische Symptome einer Trigeminusneuralgie sind blitzartig einschießende, massive Schmerzen, die sich salvenartig wiederholen können; dazwischen liegen vollständig schmerzfreie Phasen. Betroffene beschreiben die Schmerzen als brennend, stechend oder ähnlich einem Stromstoß. Die Intensität des Schmerzes ist dabei so stark, dass die Schmerzen als Symptom einer Trigeminusneuralgie zu den stärksten möglichen Schmerzerfahrungen überhaupt zählen. Die Schmerzanfälle dauern meist nur Sekunden, manchmal aber auch bis zu zwei Minuten und können mehrmals täglich auftreten, wobei die Abstände zwischen den Schmerzattacken mit der Zeit kürzer werden können. Parallel zu den Attacken kommt es häufig zu Muskelkrämpfen auf der betroffenen Gesichtsseite, Hautrötungen, einer Schwellung des Gesichts und starkem Tränenfluss. Am Ende einer Attacke ist die betroffene Gesichtshälfte meist warm und gerötet.
Häufig werden die Schmerzattacken durch bestimmte Trigger ausgelöst, wie zum Beispiel das Berühren des Gesichts, Kälte- oder Wärmereize, Zähneputzen, Sprechen, Kauen oder eine minimale Bewegung. Sie können aber auch spontan, also ganz ohne erkennbaren Auslöser auftreten.
Massive Belastung und Einschränkung der Lebensqualität
Insgesamt kann eine Trigeminusneuralgie für den Betroffenen eine massive Belastung darstellen und seine Lebensqualität erheblich einschränken. Aus Angst eine Schmerzattacke auszulösen, vermeiden manche Patienten sogar die Nahrungsaufnahme, was im Extremfall zu Gewichtsverlust und Flüssigkeitsmangel führen kann. Außerdem kann die Angst vor den unerträglichen Schmerzen bei manchen Patienten zu Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen führen.
Diagnose einer Trigeminusneuralgie
Unabhängig davon, ob eine Grunderkrankung als mögliche Ursache vorliegt oder nicht, wird der Arzt immer die vom Patienten geschilderten Symptome der Trigeminusneuralgie als Grundlage seiner Diagnose nehmen. Daher ist ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient wichtig, in dem der Patient seine Symptome, deren Verlauf sowie Dauer und Auftreten der Schmerzen beschreibt. Mithilfe weiterer Untersuchungen wie einer Kernspintomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) können andere Erkrankungen, wie Tumore oder Gefäßmissbildungen, ausgeschlossen werden.
Therapie der Trigeminusneuralgie
Zur Behandlung der Schmerzen bei Trigeminusneuralgie gibt es viele Ansätze. Welcher davon im Einzelfall angebracht ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Diese müssen in einem ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.
Medikamentöse Therapie der Trigeminusneuralgie
Bei der häufigeren idiopathischen Trigeminusneuralgie verordnet der Arzt in erster Linie Medikamente, die eigentlich gegen Krampfanfälle wirken (Antikonvulsiva beziehungsweise Antiepileptika). Hier gibt es mehrere verschiedene Wirkstoffe, die entweder einzeln oder auch in Kombination verschrieben werden können. Die Dosierung erfolgt dabei individuell, bis der Patient schmerzfrei ist. Treten starke Nebenwirkungen auf, kann der Arzt die Dosis reduzieren oder ein anderes Mittel verschreiben. Allerdings gehen die Nebenwirkungen im Verlauf der Behandlung gewöhnlich zurück. Wichtig ist eine regelmäßige Medikamenteneinnahme, damit die Wirkstoffkonzentration im Blut möglichst konstant und ausreichend hoch bleibt.
Wirken Medikamente nicht oder beeinträchtigen die Nebenwirkungen den Patienten zu stark, kommen strahlentherapeutische oder operative Verfahren in Betracht.
Operative Therapie bei Trigeminusneuralgie
Bei den sogenannten perkutanen Verfahren wird der Trigeminusnerv mit einer Nadel zerstört, die durch die Haut eingestochen wird, um die Schmerzweiterleitung zu verhindern. Und zwar entweder
- mit Hitze über eine Sonde (Thermokoagulation),
- mechanisch (Ballonkompression) oder
- chemisch durch Glyzerin (Glyzerinrhizolyse).
Die Erfolgsrate ist sehr hoch: 90 Prozent aller Patienten sind nach dem Eingriff beschwerdefrei, entweder ohne oder mithilfe leichter Medikamente. Selbst 10 Jahre nach der Behandlung hält dieses Ergebnis noch bei acht von zehn Patienten an, wenn die Behandlung mit Hitze oder chemisch durchgeführt wurde. Bei der mechanischen Behandlungsmethode ist die Rückfallquote höher. Allerdings haben mehr als die Hälfte der Patienten nach dem Eingriff eine verminderte Empfindlichkeit in dem Bereich des Gesichts, der vom Trigeminusnerv versorgt wird. Und 20 bis 40 Prozent leiden unter anderen unangenehmen Fehlempfindungen.2
Mikrovaskuläre Dekompression des Trigeminusnervs
Bei der so genannten mikrovaskulären Dekompression wird ein kleines Teflonpolster zwischen Nerv und Blutgefäß eingeführt und so der Kontakt unterbrochen. Auch hier ist die Erfolgsrate nach dem Eingriff hoch. Doch diese Methode ist mit größeren Risiken verbunden, da der operative Aufwand wesentlich höher ist. Bei circa drei Prozent kann es zu einem einseitigen Hörverlust, Blutungen und einer Schwellung des Kleinhirns kommen.3
Radiochirurgische Therapie der Trigeminusneuralgie
Bei der radiochirurgischen Therapie wird ein Teil des Trigeminusnervs bestrahlt und dadurch zerstört. Der Anfangserfolg dieser Therapie liegt bei circa 86 Prozent, nach drei Jahren sinkt sie auf circa 75 Prozent ab. Bei jedem zehnten Patienten kommt es nach der Bestrahlung zu unangenehmen Missempfindungen.4 Die Methode ist noch recht neu, daher gibt es noch keine Langzeiterfahrungen.