Schmerz – belastend, aber überlebenswichtig
Bei Schmerzen handelt es sich um individuelle Sinneseindrücke, die als sehr unangenehm empfunden werden. Trotz allen Leids, das sie bei vielen Menschen verursachen, dürfen wir jedoch nicht vergessen, dass Schmerzen eigentlich ein Warnsignal des Körpers sind. Mehr noch: Das Empfinden von Schmerz ist eine lebenswichtige Funktion: Stellen Sie sich zum Beispiel nur einmal vor, Sie würden auf eine heiße Herdplatte fassen und nichts bemerken. Nur durch den Schmerz, der uns bei dieser Verbrennung durchfährt, ziehen wir so schnell wie möglich die Hand vom Kochfeld und können dadurch Schlimmeres vermeiden. Die meisten von uns lernen auf diese Weise schon als Kind, in Zukunft die heiße Herdplatte zu meiden.
Gut zu wissen:
Es gibt Menschen, die aufgrund eines Gendefekts überhaupt keine Schmerzen spüren können. Das klingt im ersten Moment beneidenswert, ist es aber nicht unbedingt. Denn den Betroffenen fehlt ein wichtiges Warnsystem des Körpers, wodurch sie Verletzungen oder Erkrankungen oft gar nicht bemerken. Die Medizin erhofft sich aus dem Wissen um das Gen jedoch neue Erkenntnisse für die Entwicklung von Schmerzmitteln.
Schmerz ist nicht gleich Schmerz
Schmerzen können viele verschiedene Schmerzursachen haben: äußere oder innere Reizeinflüsse, Nervenschädigungen oder psychische Ursachen. Meist ist Schmerz ein akutes, lokal auftretendes Empfinden. Besteht er aber über einen längeren Zeitraum und kann auf keinen bestimmten Auslöser mehr zurückgeführt werden, handelt es sich um einen verselbständigten, chronischen Schmerz.
Gewebeschmerzen
In erster Linie sind äußere Reize wie Verbrennungen oder Verletzungen für Schmerzen verantwortlich. Aber auch Entzündungen schmerzen. Warum ist das so? Unsere Haut und anderen Organe sind mit einer Vielzahl kleiner Sensoren ausgestattet. Bei einer Reizverletzung, zum Beispiel wenn wir uns beim Kochen in den Finger schneiden, senden sie über die Nervenfasern elektrische Impulse zum Rückenmark. Dort werden diese in Schmerzsignale umgewandelt und schließlich an die Zentren im Gehirn weitergeleitet, die für die Schmerzwahrnehmung zuständig sind. Somit kann bereits eine kleine Schnittwunde höllisch weh tun.
Nervenschmerzen
Eine weitere Ursache für Schmerzen ist eine Schädigung der Nerven, zum Beispiel durch Infektionen, Verletzungen oder Stoffwechselerkrankungen. Diese Nervenschmerzen äußern sich sehr unterschiedlich – von einem stechend, dumpfen oder kribbelnden Gefühl bis hin zur Taubheit ist die Rede. Neben der Behandlung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten gehören oft Massagetherapien oder Akupunktur mit zur Therapie.
Seelische Schmerzursachen
In manchen Fällen ist aber keine körperliche Ursache erkennbar. Menschen, die zum Beispiel an Liebeskummer leiden, können im wahrsten Sinne des Wortes einen „Herzschmerz“ verspüren. Eine solche Art von Schmerz, die durch psychische, soziale oder emotionale Auslöser hervorgerufen werden kann, bezeichnen Mediziner als psychosomatische Schmerzen. Oft spielen bei Schmerzen psychische und körperliche Ursachen zusammen. So nehmen Menschen, die an Stress, Ängsten, Einsamkeit oder Depressionen leiden, leichte Verletzungen wie eine Prellung häufig sehr viel intensiver wahr.
Hätten Sie es gewusst?
Etwa 60 bis 80 Prozent aller Menschen mit Amputationen spüren in ihren entfernten Körperteilen gelegentlich Schmerzen.1 Lange Zeit dachten Wissenschaftler, dass sich Betroffene einen solchen Phantomschmerz nur einbilden. Mittlerweile ist jedoch bekannt, dass Veränderungen im Gehirn dafür verantwortlich sind.
Welche Schmerzmittel gibt es?
Schmerzen sind meist unangenehm – aber wir sind ihnen nicht machtlos ausgeliefert. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Mitteln, um Schmerzen zu behandeln. Schmerzmittel (Analgetika) sind Substanzen, die Schmerzen auf unterschiedliche Art und Weise lindern. Sie können grob in drei Hauptgruppen eingeteilt werden:
- Nicht-opioide Analgetika: Hierunter fallen Wirkstoffe wie Paracetamol, Metamizol sowie entzündungshemmende Substanzen, insbesondere sogenannte nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure.
- Opioid-Analgetika: Einer der bekanntesten Vertreter dieser Gruppe ist das Morphium, das früher aus dem Saft der Mohnblume gewonnen wurde. Heute werden opioide Schmerzmittel in der Regel synthetisch hergestellt. Während einige Wirkstoffe dieser Gruppe auch bei mittelstarken Schmerzen angewandt werden, setzen Ärzte Opioide wie Fentanyl oder Oxycodon vor allem bei sehr starken Schmerzen ein.
- Ko-Analgetika: Dazu gehören Antiepileptika und einige Antidepressiva, die eigentlich in erster Linie nicht zur Behandlung von Schmerzen, sondern bei Epilepsie oder psychischen Erkrankungen wie Depressionen eingesetzt werden, aber indirekt Schmerzen hemmen können.
Nicht-opioide Schmerzmittel unterdrücken die Produktion sogenannter Prostaglandine. Das sind körpereigene Botenstoffe, die bei der Schmerzweiterleitung und -wahrnehmung eine zentrale Rolle spielen. Indem deren Entstehung unterdrückt wird, verringert sich folglich die Schmerzsensibilität und Schmerzen klingen ab. Opioide und Ko-Analgetika wirken hingegen direkt an den Rezeptoren im Rückenmark und/oder im Gehirn.
Welches Schmerzmittel ist das richtige?
Welches Schmerzmittel für Sie am besten geeignet ist, hängt von vielen verschiedenen Faktoren wie
- der Schmerzintensität
- der Grunderkrankung (Krankheit, die Grundlage für andere Krankheiten oder Beschwerden ist) oder
- dem Gesundheitszustand allgemein ab.
Auch mögliche Neben- oder Wechselwirkungen müssen bei Einnahme und Dosierung beachtet werden. Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie auch in unserem Schmerzmittelvergleich. Um Nebenwirkungen möglichst gering zu halten, kann auch die alternative Schmerztherapie eine Option sein, die bei bestimmten Indikationen erfolgreich Schmerzen lindern kann.
An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, dass Schmerzmittel zwar die Schmerzen lindern, aber nicht deren Ursache bekämpfen können. Deshalb ist es ratsam, bei immer wiederkehrenden oder starken Schmerzen einen Arzt aufzusuchen.
Außerdem sollten Sie sich bei Schmerzmitteln (auch bei schwachen) immer an die Anweisungen Ihres Arztes oder Apothekers halten beziehungsweise die Dosierempfehlungen auf dem Beipackzettel beachten. Denn eine zu häufige Einnahme kann zu einem gegenteiligen Effekt führen. Statt Kopfschmerzen zu lindern, kann ein Medikamentenübergebrauch beispielsweise Kopfschmerzen erst verursachen.