Was ist eine hemiplegische Migräne?
Die hemiplegische Migräne ist eine zwar seltene, aber schwere Form der Migränekopfschmerzen, die mit Aura und Muskelschwäche einhergeht. Man unterscheidet zwei Formen, die
- vererbbare familiäre Form und
- die spontan auftretende sporadische hemiplegische Migräne.
Der Begriff Hemiplegie deutet auf die Lähmung einer Muskelgruppe oder der Extremitäten einer Körperseite hin – ein typisches Symptom dieser Migräneform. Von hemiplegischer Migräne ist etwa einer von 10.000 Menschen betroffen.1 Die Erkrankung beginnt oft im Kindes- oder Jugendalter und verschwindet mitunter im Erwachsenenalter wieder.
Gut zu wissen:
Die familiäre hemiplegische Migräne gehört zu den Migräneformen mit Aura, gemäß der Kriterien der International Headache Society von 2004.
Symptome der hemiplegischen Migräne
Vor den eigentlichen Kopfschmerzen treten aura-ähnliche Frühsymptome auf. Typisch bei der hemiplegischen Migräne sind vor allem Störungen im Gefühl (sensorisch) und in der Kontrolle der Muskeln (motorisch), die vor allem einen Arm betreffen und nach kurzer Zeit wieder verschwinden. Außerdem kommen folgende Symptome vor:
- „Ameisenlaufen“ oder das Gefühl von Nadelstichen, das häufig von der Hand den Arm hinauf verläuft
- Taubheitsgefühl auf einer Körperseite, das einen Arm, ein Bein und eine Gesichtshälfte umfassen kann
- Schwäche oder Lähmung einer Körperhälfte
- Verlust von Gleichgewicht und Koordination
- Benommenheit oder Schwindel
- Übelkeit und Erbrechen
Außerdem können auch Sprachprobleme und andere typische Symptome einer Migräne auftreten. Diese Aura-Symptome sind meist intensiver und langdauernder als bei anderen Arten der Migräne und können bis über eine Stunde anhalten. Die Ausprägung der schlaganfallähnlichen Symptome ist von Fall zu Fall verschieden – mitunter ist sie so schwer, dass regelrechte Behinderungen entstehen. Anders als beim Schlaganfall erscheinen sie jedoch nicht plötzlich, sondern entwickeln sich allmählich. Die Muskelprobleme verschwinden normalerweise innerhalb einer Stunde, können jedoch auch mehrere Tage anhalten.
Normalerweise treten die Kopfschmerzen nach den obigen Aura-Symptomen auf, das muss aber nicht so sein. Sie können auch zuvor oder gar nicht in Erscheinung treten. Die Schwere von Kopfschmerzen und Muskellähmung kann ebenfalls variieren und ist voneinander unabhängig.
Ursachen der hemiplegischen Migräne
Es gibt zwei Arten der hemiplegischen Migräne, die etwa gleich häufig auftreten:
- Die familiäre hemiplegische Migräne (FHM): Hier kommt die Erkrankung familiär gehäuft vor. 50 Prozent der Kinder eines Patienten erkranken auch.2 Ursache ist eine Mutation in einem von drei Genen auf verschiedenen Chromosomen. Alle Mutationen führen zu Störungen in unterschiedlichen Ionenkanälen, die für die Weiterleitung von neuronalen (die Nerven betreffenden) Signalen wichtig sind.
- Die sporadische hemiplegische Migräne (SHM): Sie wird nicht vererbt, sondern tritt spontan auf. Die Ursache dafür ist noch unbekannt.
Die Diagnose der hemiplegischen Migräne
Zur Diagnose der hemiplegischen Migräne wird der Arzt über bildgebende Verfahren, wie eine Computertomographie (CT) oder Magnetresonanztomographie (MRT), Anzeichen für einen Schlaganfall ausschließen und Ihr Blutgefäßsystem nach Blutgerinnseln untersuchen. Kommen in Ihrer Familie Fälle von hemiplegischer Migräne vor, kann er zudem genetische Tests durchführen.
Wie hemiplegische Migräne behandelt wird
Zur Therapie der hemiplegischen Migräne gibt es mehrere Ansätze: Zum Beispiel helfen Medikamente wie Antiepileptika (Antikonvulsiva) und Calcium-Kanal-Blocker, um die Blutgefäße zu erweitern. Manche Wissenschaftler halten Triptane und Ergotamine, die für andere Migränearten häufig verschrieben werden, bei dieser Migräneform für weniger geeignet.