Ohrenschmerzen — Definition und Häufigkeit


Unter den Begriff Ohrenschmerzen (Otalgie) fallen Beschwerden im Bereich des Innen-, Mittel und Außenohrs. Medizinier unterscheiden dabei zwei Formen: 

  • Primäre Otalgie, die aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung des Ohres entsteht. 
  • Sekundäre Otalgie, bei der das Schmerzempfinden über sensorische Nerven in die Ohrregion weitergeleitet wird. 

Grundsätzlich sind Ohrenschmerzen in jedem Alter möglich – die Ursachen unterscheiden sich jedoch je nach Lebensphase. Beispielsweise sind Säuglinge und Kleinkinder besonders häufig von einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media) betroffen: Über 60 Prozent aller Kinder erkranken in den ersten sechs Lebensjahren mindestens einmal daran.1 Grund dafür ist unter anderem der noch nicht vollständig entwickelte Nasen-Rachen-Raum. 

Mit zunehmendem Alter sinkt die Anfälligkeit für Mittelohrentzündungen. Dafür steigt bei der Altersgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Zahl der Entzündungen am äußeren Ohr, die zum Beispiel durch Piercings entstehen. Aber auch Allergien wie Heuschnupfen können nun eine mögliche Ursache für Ohrenschmerzen sein. Im höheren Alter stehen dann wiederum Auslöser wie Durchblutungsstörungen, chronische Erkrankungen oder Hörgeräte im Fokus. 

Ohrenschmerzen ernst nehmen!

Schmerzen im Ohr sind ein Alarmsignal, das auf eine ernstzunehmende Erkrankung hindeuten kann. Unbehandelt sind Komplikationen möglich: Beispielsweise kann sich die Entzündung im Rahmen einer akuten Mittelohrentzündung weiter ausbreiten und eine Hirnhautentzündung hervorrufen. Um schwerwiegende Folgen zu vermeiden, sollten Sie die Beschwerden ernst nehmen und einen Arzt aufsuchen.

Welche Symptome treten bei Ohrenschmerzen auf?


Ohrenschmerzen können sich – je nach Ursache – unterschiedlich äußern:  

  • ein- oder beidseitig  
  • drückend, stechend, klopfend oder brennend  
  • plötzlich oder sich nur hin und wieder zeigend 
  • anfallsartig oder langsam anschwellend 

Ohrenschmerzen werden mitunter von zahlreichen weiteren Beschwerden begleitet. Folgende Symptome können gemeinsam mit Ohrenschmerzen auftreten:

  • Pfeifen im Ohr/Ohrgeräusche 
  • Juckreiz im Ohr 
  • Ohrenschmerzen beim Schlucken 
  • Knacken im Ohr 
  • Schwierigkeiten beim Hören 
  • Ausfluss aus dem Ohr (wässrig, eitrig oder blutig)
  • Fieber und Abgeschlagenheit 
  • Schmerzen im Kopf- oder Halsbereich 
  • Schwindel 
  • Erbrechen/Durchfall 
  • Reizbarkeit/Unruhe 

Da Säuglinge und auch jüngere Kinder noch nicht sagen können, wo es ihnen wehtut, müssen Eltern häufig auf andere Signale achten: Fassen sich die Kleinen zum Beispiel immer wieder an die Ohrmuschel, ist dies möglicherweise ein Hinweis für Ohrenschmerzen. Weitere Anzeichen können vermehrtes Weinen oder Unruhe sein.  

Ursachen: Was kann alles Ohrenschmerzen verursachen?


Mann schwimmt - nach dem Schwimmen kann es zu Ohrenschmerzen kommen.

Die Ursachen für Ohrenschmerzen sind vielfältig und reichen von Entzündungen bis hin zu unsachgemäßer Reinigung. Hier gelangen Sie direkt zu den möglichen Auslösern: 

Häufig stecken Entzündungen hinter den Ohrenschmerzen

Ohrenschmerzen werden oft durch eine Entzündung verursacht – der Auslöser sind meist Bakterien, Viren oder seltener Pilze. Je nachdem, welcher Abschnitt des Ohres betroffen ist, unterscheidet man zwischen: 

  • Gehörgangsentzündung (Otitis externa): Das äußere Ohr ist entzündet – häufig durch übermäßige Reinigung mit Wattestäbchen, Hautreizungen oder eindringendes Wasser (zum Beispiel beim Schwimmen, daher auch „Badeotitis“ genannt).  
  • Mittelohrentzündung (Otitis media): Diese Form ist vor allem bei Kindern verbreitet. Die Mittelohrentzündung entsteht oft infolge eines Infekts der oberen Atemwege, wenn Keime über die Ohrtrompete ins Mittelohr gelangen.  
  • Innenohrentzündung (Otitis interna): In seltenen Fällen kann es infolge einer Mittelohrentzündung oder Infektion der oberen Atemwege zu einer Innenohrentzündung kommen. Davon betroffen sind dann Hörschnecke und Gleichgewichtsorgan. 

Typisch für eine Ohrentzündung sind neben den Schmerzen ein warmes Ohr, Hörminderung und Schwindel. Die Behandlung erfolgt je nach Auslöser und betroffenem Ohrbereich unterschiedlich. 

Erkältungsbedingte Ohrenschmerzen

Am häufigsten treten Ohrenschmerzen bei Erkältungen auf. Zwischen dem Mittelohr und dem Nasen-Rachen-Raum gibt es einen Verbindungsgang, die sogenannte Ohrtrompete (Eustachische Röhre). Sie sorgt für Belüftung und gleicht den Druck zwischen der Paukenhöhle, einem luftgefüllten Hohlraum des Mittelohrs, und der Umgebung aus.  

Schwillt die Schleimhaut der Ohrtrompete durch eine Infektion mit Erkältungserregern an,  

  • funktionieren Belüftung und Druckausgleich nicht optimal und 
  • das Sekret kann nicht mehr ungehindert abfließen

Die Folgen sind Ohrenschmerzen, ein Druckgefühl im Ohr und gegebenenfalls eine vorübergehende Hörminderung. 

Zwar können auch Erwachsene im Rahmen einer Erkältung unter Ohrenschmerzen leiden, doch besonders häufig trifft es Kinder. Das liegt einerseits daran, dass sich ihr Immunsystem erst mit der Zeit vollständig entwickelt – im Durchschnitt kommen Kinder auf 6 bis 10 Erkältungen pro Jahr, während Erwachsenen nur etwa 2 bis 3 Infekte durchmachen.2  

Andererseits ist bei ihnen die Eustachische Röhre um einiges kürzer und waagerechter, weshalb Erreger leichter ins Mittelohr gelangen können. Nicht selten leiden Kinder deshalb mehrmals im Jahr unter Ohrenschmerzen im Rahmen einer Erkältung. Häufig entwickelt sich daraus eine äußerst schmerzhafte und teils fiebrige Mittelohrentzündung (Otitis media acuta).  

Ohrenschmerzen aufgrund von Problemen im Nasen-Rachen-Raum

Erkrankungen im Nasen-Rachen-Raum sind weitere mögliche Auslöser für Ohrenschmerzen. Über die sogenannte Ohrtrompete (Eustachische Röhre) sind der Nasen-Rachen-Raum und das Mittelohr direkt miteinander verbunden. Entzündungen in diesem Bereich können zu einer Schwellung der Schleimhäute und zu Schleimansammlungen führen, die die Belüftung der Gehörgänge stören.  

Folgende Erkrankungen von Nase und Hals kommen als Ursache für Ohrenschmerzen infrage: 

Auch Entzündungen der Ohrspeicheldrüse (Parotitis) können Ohrenschmerzen verursachen, obwohl sie anatomisch nicht direkt zum Nasen-Rachen-Raum gehören. Hier strahlen die Schmerzen häufig bis zum Ohr aus. 

Interessant!

Das Pfeiffersche Drüsenfieber zeigt sich ebenfalls unter anderem durch Ohrenschmerzen. Die sogenannte „Kusskrankheit“ wird durch Herpesviren (Epstein-Barr-Virus) ausgelöst und betrifft vor allem Kinder und junge Erwachsene.

Ohrenschmerzen durch Probleme im Kiefer- und Nackenbereich

Frau fasst sich in den Nacken: Dortige Verspannungen können zu Ohrenschmerzen führen.

Da die Kiefergelenke in unmittelbarer Nähe zu den Ohren liegen und über gemeinsame Nervenbahnen (beispielsweise den Trigeminusnerv) verbunden sind, können Beschwerden im Kiefer- oder Zahnbereich sowie im Nackenbereich leicht ins Ohr ausstrahlen. Auch Verspannungen der umliegenden Muskulatur machen sich mitunter durch Ohrenschmerzen bemerkbar. 

Mögliche Auslöser sind: 

  • Karies 
  • Durchbruch der Weisheitszähne 
  • Entzündungen im Kiefer 
  • Fehlstellungen im Kiefergelenk 
  • Zähneknirschen 
  • Blockierungen oder Verspannungen im Bereich der Halswirbelsäule 

Je nach Ursache treten neben den Ohrenschmerzen weitere Beschwerden auf: Starke Kopfschmerzen oder Schwindel sprechen eher für Probleme mit der Halswirbelsäule. Ein Knacken beim Kauen oder beim Öffnen des Mundes sowie Schmerzen im Bereich der Kiefergelenke deuten auf eine Funktionsstörung des Kiefers hin. 

Schon gewusst?

Verspannungen im Hals-, Nacken- und Kieferbereich sowie Fehlhaltungen können auch psychisch bedingt sein. Treten die Beschwerden vor allem am Morgen in Form von Schmerzen oder Ohrgeräuschen auf, ist das ein Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen. Infolge von psychischer Anspannung verkrampft sich die Kaumuskulatur.

In solchen Fällen helfen Maßnahmen zur Stressbewältigung, physiotherapeutische Anwendungen oder das Tragen einer Knirschschiene (Aufbissschiene), die von einem Zahnarzt maßgefertigt wird.

Unsachgemäße Reinigung als Ursache für Ohrenschmerzen

Nahaufnahme vieler Wattestäbchen: Bei unsachgemäßer Reinigung kann es zu Ohrenschmerzen kommen.

Das Reinigen des Ohres mit Wattestäbchen ist nicht nur unnötig, sondern sogar gefährlich, denn zurückgeschobenes Ohrenschmalz begünstigt Infektionen. Im Normalfall reinigt das Ohr sich selbst. Feine Härchen im Gehörgang sorgen dafür, dass Ohrenschmalz nach außen transportiert wird und dort leicht und gefahrlos abgewaschen werden kann.  

Sammelt sich tief im Ohr zu viel Ohrenschmalz an und verschließt dieses den Gehörgang, kann das allerdings schmerzhaft sein und die Hörfähigkeit beeinträchtigen. In diesem Fall sollten Sie einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufsuchen, der die Reinigung mit speziellen Geräten vornimmt.

Bitte nicht!

Die Verwendung von spitzen Gegenständen wie Nadeln, Büroklammern oder Pinzetten zur Ohrreinigung führt zu kleinen Verletzungen, die sich infizieren können. Im schlimmsten Fall kann damit sogar das Trommelfell durchstochen werden.

Weitere Ursachen für Ohrenweh

Neben Entzündungen oder Erkältungskrankheiten gibt es zahlreiche weitere, teils schwerwiegende Ursachen für Ohrenschmerzen. Oft lassen sich diese nur anhand begleitender Symptome erkennen: 

  • Wundrose: Eine akute Infektion des Unterhautgewebes im Bereich des Ohres und seiner Umgebung, ausgelöst durch Streptokokken. Die Haut ist stark gerötet, überwärmt und schmerzhaft. 
  • Gürtelrose: Eine Virusinfektion, die auch am Ohr auftreten kann – oft begleitet von brennenden Schmerzen, Hautausschlag und Bläschen im Gehörgang oder an der Ohrmuschel. 
  • Trigeminusneuralgie: Eine Entzündung des Trigeminusnervs, die zu anfallsartigen, einseitigen Schmerzen in Gesicht und Ohr führt und Frauen häufiger betrifft als Männer. 
  • Lärmeinwirkung: Sowohl plötzliche extreme Lautstärke (zum Beispiel Feuerwerkskörper) als auch dauerhafte Lärmbelastung können das Ohr überfordern. Mögliche Folgen sind stechende Ohrenschmerzen, Druckgefühl, Tinnitus oder im Extremfall ein Knalltrauma. 
  • Erfrierungen: Bei starker Kälte kann es zu Gewebeschäden an Ohrmuschel und Ohrläppchen kommen – erkennbar an Taubheitsgefühl, Hautverfärbungen und Schmerzen. 
  • Verletzungen: Schläge, Stürze oder Fremdkörper im Ohr können zu Verletzungen des Gehörgangs oder Trommelfells führen. 
  • Pickel oder Furunkel im Gehörgang: Tiefliegende Entzündungen der Haut können sehr schmerzhaft sein, besonders beim Kauen oder Berühren des Ohrs.  
  • Druckveränderungen: Unterdruck im Ohrraum, zum Beispiel durch Fliegen, Tauchen, große Höhenunterschiede, kann Schmerzen verursachen. Im schlimmsten Fall entsteht ein Barotrauma (Druckverletzung), das schnellstmöglich behandelt werden sollte. 

Mit zunehmendem Alter kommen noch weitere Ursachen infrage: Beispielweise können Durchblutungsstörungen des Ohrs zu einem Druck- oder Schmerzgefühl führen – oft begleitet von Schwindel oder Hörminderung. Auch chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Rheuma können Ohrenschmerzen begünstigen.

Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen

Wasser an sich schadet den Ohren nicht. Doch kann es bei einem langen Aufenthalt im Wasser zu einem feuchtwarmen Klima zwischen Ohrmuschel und Trommelfell kommen, das einen idealen Nährboden für Krankheitserreger darstellt. Unsauberes Wasser, aber auch Chlor und Salzwasser verstärken diesen Effekt. In der Folge kommt es zu einer Entzündung des Gehörgangs – die sogenannte Badeotitis, auch bekannt als „Schwimmer-Ohr“.

Diagnose: Ohrenschmerzen ärztlich abklären lassen


Arzt untersucht das Ohr eines Jugendlichen, weil dieser unter Ohrenschmerzen leidet.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei Ohrenschmerzen einen Arzt (Hausarzt oder Hals-Nasen-Ohrenarzt) aufzusuchen. Eine ärztliche Abklärung ist vor allem ratsam, wenn:3  

  • die Beschwerden stark und/oder unklar sind 
  • die Schmerzen länger als zwei Tage anhalten 
  • der Bereich um das Ohr anschwillt oder gerötet ist 
  • weitere Beschwerden wie Fieber oder eine Hörminderung hinzukommen 

Insbesondere bei Babys und kleineren Kindern, die sich auffällig verhalten – zum Beispiel häufig ans Ohr fassen –, sollte zeitnah ein Kinderarzt aufgesucht werden. 

Um die Ursache für die Ohrenschmerzen zu finden, stehen dem Arzt verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem:  

  • Otoskopie: Untersuchung des äußeren Ohrs, Gehörgangs und Trommelfells, mithilfe eines Otoskops (Ohrenspiegel), um kleinste Veränderungen, Verletzungen oder Fremdkörper zu erkennen 
  • Spiegelung des Nasen-Rachen-Raumes: visuelle Kontrolle von Schleimhäuten und möglichen Entzündungsherden, die auf das Ohr ausstrahlen können 
  • Abstrich: Entnahme von Sekret aus Ohr oder Rachen zur Laboranalyse auf Bakterien, Viren oder Pilze 
  • Hörtest: Prüfung des Hörvermögens  
  • Tubenfunktionsprüfung: Test der Mittelohrbelüftung und Durchlässigkeit der Eustachischen Röhre  
  • Computertomographie (CT): bildgebendes Verfahren zur Darstellung von Mittelohr und Knochen  

Im Arztgespräch sollten nicht nur akute Beschwerden medizinisch abgeklärt werden, sondern auch andere Gesundheitsprobleme wie Zahnbeschwerden oder Kieferprobleme und Grunderkrankungen, da sich diese ebenfalls auf die Ohren auswirken können.  

Lässt sich die Ursache für die Ohrenschmerzen mithilfe der oben genannten Diagnoseverfahren nicht herausfinden, kann der Arzt Kollegen aus anderen Fachbereichen, zum Beispiel Neurologen oder Kieferorthopäden, zurate ziehen.  

Behandlung: Was hilft gegen Ohrenschmerzen?


Mädchen mit Ohrenschmerzen hält sich ein Wärmekissen ans Ohr.

Um Ohrenschmerzen behandeln zu können, muss der Arzt genau über die Dauer, die Intensität und den Verlauf informiert sein. Für die Behandlung ist aber auch von Interesse, ob es Grunderkrankungen gibt, welche Infekte der Patient in letzter Zeit hatte und wie diese behandelt wurden, ob er regelmäßig ins Schwimmbad geht oder ob er Tauchurlaube macht: Denn auch hier kann der Auslöser der Ohrenschmerzen liegen. 

Folgende Behandlungsansätze stehen zur Verfügung: 

Medikamente: Schmerzmittel und Co. gegen Ohrenschmerzen

Je nach Ursache und Schwere der Beschwerden kann der Arzt unterschiedliche Medikamente und Maßnahmen empfehlen: 

  • Ohrentropfen und -salben: wirken lokal schmerzstillend und entzündungshemmend (besonders bei Entzündungen im Gehörgang oder Mittelohr) 
  • Nasenspray: bei erkältungsbedingten Ohrenschmerzen hilfreich (verbessert die Belüftung und nimmt den Druck vom Ohr) 
  • Trommelfellschnitt (Parazentese) und Paukenröhrchen: bei wiederholten oder besonders hartnäckigen Mittelohrentzündungen (ermöglichen eine bessere Belüftung und den Abfluss entzündlicher Sekrete) 

Ohrenschmerzen: Müssen es Antibiotika sein?

Früher haben Ärzte gerade bei Kindern sehr schnell Antibiotika verschrieben. Allerdings wurden die Empfehlungen aufgrund der zunehmenden Resistenzen von Bakterien angepasst: Demnach sollen nur noch Babys unter 6 Monaten umgehend mit Antibiotika behandelt werden, während ältere Kinder zunächst für 2 Tage beobachtet werden. Sollten die Beschwerden anhalten oder sich Komplikationen wie eine Mastoiditis hinzugesellen, ist auch hier die Gabe von Antibiotika notwendig.4

Hausmittel: Unterstützende Maßnahmen bei Ohrenweh

Zwei Zwiebeln - diese stellen ein beliebtes Hausmittel bei Ohrenschmerzen dar.

Hausmittel sind bei Ohrenschmerzen sehr beliebt – viele Menschen schwören auf Zwiebelsäckchen, Kräuteröle oder Wärmeanwendungen. Auch wenn diese Methoden oft über Generationen weitergegeben wurden, ist ihre Wirksamkeit wissenschaftlich meist nicht belegt. Sie können im Einzelfall lindernd wirken, sollten jedoch nur ergänzend zur ärztlichen Behandlung eingesetzt werden. Bei starken Schmerzen, Fieber oder dem Verdacht auf eine Mittelohrentzündung ist eine ärztliche Abklärung unverzichtbar. 

Zu den Hausmitteln, die unterstützend zur Anwendung kommen, gehören unter anderem: 

  • Zwiebelsäckchen: Eine angewärmte Zwiebelscheibe kann in ein Tuch oder eine Ohrkompresse gewickelt und für 30 bis 60 Minuten ans schmerzende Ohr gelegt werden.5 Experimentelle Studien weisen auf eine antientzündliche Wirkung hin, klinische Nachweise fehlen jedoch.6  
  • Wärme: Eine Wärmflasche, ein warmes Kirschkernkissen oder ein Infrarotlicht kann bei Ohrenschmerzen entspannend und schmerzlindernd wirken – besonders wenn die Beschwerden nicht entzündlich bedingt sind. Wichtig: Wärme nie bei Fieber oder akuter Entzündung anwenden! 
  • Kälteanwendung: Bei entzündlichen Reizungen oder Schwellungen kann Kälte (Kühlkompresse) lindernd wirken. Direkter Hautkontakt sollte vermieden werden, um Erfrierungen vorzubeugen. 
  • Essigtropfen: Essigsäure-Ohrentropfen sind als fertige Präparate erhältlich. Alternativ kann eine Mischung aus Wein- oder Apfelessig und Wasser (1:10) verwendet werden. Die Lösung wird tropfenweise in den Gehörgang gegeben und nach kurzer Einwirkzeit wieder ablaufen gelassen. 
  • Basilikumsaft: Frisch gepresster, leicht erwärmter Saft aus Basilikumblättern wird ebenfalls traditionell tropfenweise ins Ohr geträufelt.

Wichtig!

Flüssige Hausmittel wie Essigtropfen oder Basilikumsaft sollten nur bei intaktem Trommelfell angewendet werden. Ist das Trommelfell beschädigt oder durchlässig, besteht das Risiko, dass Flüssigkeiten ins Mittelohr gelangen und dort zu Reizungen oder Infektionen führen. Lassen Sie sich im Zweifel von einem HNO-Arzt beraten.

Um den Heilungsprozess zu unterstützen, sind vor allem Ruhe und Schonung wichtig. Auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (bevorzugt stilles Wasser oder ungesüßte Kräutertees) empfiehlt sich. Vor allem bei erkältungsbedingten Ohrenschmerzen ist Trinken wichtig, um das angestaute Sekret zu verflüssigen und den Abtransport zu erleichtern.  

Wie sinnvoll ist Homöopathie bei Ohrenschmerzen?

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es keinen Beleg dafür, dass homöopathische Mittel über den Placebo-Effekt hinaus wirken.7 Dennoch berichten viele Menschen von positiven Erfahrungen. Wer auf Homöopathie setzt, wählt das Mittel in der Regel nach dem individuellen Beschwerdebild aus. Häufig eingesetzte Präparate sind:  

  • Aconitum napellus (Blauer Eisenhut): bei plötzlichen Ohrenschmerzen, häufig nach Zugluft oder kaltem Wind, aber auch im Rahmen eines grippalen Infektes 
  • Dulcamara (Bittersüßer Nachtschatten): bei dumpfen Ohrenschmerzen, die als Folge von Nässe auftreten. 
  • Chamomilla recutita (Echte Kamille): bei Zahnungsschmerzen von Kindern, die zum Ohr ausstrahlen  
  • Belladonna (Schwarze Tollkirsche): bei stechenden Ohrenschmerzen, vor allem dann, wenn das Stechen synchron zum Puls abläuft 
  • Bryonia (Zaunrüben): bei einer Gehörgangsentzündung und stechenden Schmerzen  

Zu beachten ist, dass homöopathische Mittel keine medizinische Behandlung bei starken, anhaltenden oder fieberhaften Beschwerden ersetzen. Im Zweifel sollte immer ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Weitere Therapieansätze: Was hilft noch bei Ohrenschmerzen?

Nicht immer steckt eine Entzündung hinter den Beschwerden. Je nach Ursache können auch andere Behandlungsansätze notwendig sein: 

  • Verletzungen durch Piercings oder Ohrringe: lokale Behandlung mit Salben  
  • Trommelfellverletzung oder -riss: heilt meist von alleine ab; bei Komplikationen kann eine Schienung des Trommelfells mithilfe einer Silikonfolie die Heilung vorantreiben 
  • leichte Erfrierungen: langsame Erwärmung des Ohres  
  • Fremdkörper oder Ohrenschmalzpfropf: der Arzt entfernt diese mit speziellen Geräten 
  • Pilzinfektionen: antimykotische (gegen Pilze wirkende) Salben  

Sind andere Krankheiten wie Masern, Mumps oder Gürtelrose der Grund für die Ohrenschmerzen, muss die Grunderkrankungen gezielt behandelt werden. 

Ohrenschmerzen vorbeugen: So schützen Sie Ihre Ohren


Einige einfache Maßnahmen können helfen, Ohrenschmerzen gar nicht erst entstehen zu lassen – vor allem, wenn sie durch Infekte oder äußere Reize ausgelöst werden. Dazu gehört unter anderem die Stärkung des Immunsystems:  

  • ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten 
  • regelmäßige Bewegung an der frischen Luft 
  • genügend Schlaf  
  • ausreichend Flüssigkeit trinken, um Schleimhäute feucht zu halten 
  • regelmäßiges Händewaschen, denn viele Infekte werden durch Schmierinfektionen übertragen 

Auch äußere Einflüsse wie Druck, Feuchtigkeit oder Lärm können Ohrenschmerzen begünstigen – besonders bei empfindlichen Ohren. Mit diesen Maßnahmen lassen sie sich oft vermeiden: 

  • Fliegen: Nasenspray vor dem Start und Kaugummikauen können beim Druckausgleich helfen. 
  • Schwimmen: Nach dem Schwimmen sollten die Ohren sanft abgetrocknet werden, um Wasser im Ohr zu vermeiden. Wer unter wiederkehrenden Entzündungen leidet, greift am besten zu Ohrstöpseln. 
  • Lärm: Bei Konzerten, im Club oder auf Baustellen an Gehörschutz denken. 
  • Wind und Zugluft: Stirnbänder oder Mützen schützen beim Sport im Freien vor Zugluft und Auskühlung. 

Ohren richtig pflegen: Alltagstipps für gesunde Ohren

Die richtige Ohrenpflege trägt ebenfalls zur Gesundheit bei. Beachten Sie dabei Folgendes: 

  • Reinigen Sie nur den sichtbaren Teil des Ohrs, zum Beispiel mit einem feuchten Tuch.   
  • Verwenden Sie keine Wattestäbchen oder spitzen Gegenstände – diese bergen eine große Verletzungsgefahr und das Risiko für Ohrpfropfen (viel Ohrenschmalz im Gehörgang)!  
  • Ohrenschmalz erfüllt eine wichtige Schutzfunktion – er hält Schmutz und Keime vom Gehörgang fern.  

Übrigens: Bei einigen Menschen wird zu viel Ohrenschmalz produziert, wodurch sich ein harter Propf bildet, der das Hörvermögen beeinträchtigen kann. Wer zu viel Ohrenschmalz hat, sollte dies regelmäßig kontrollieren und vom HNO-Arzt entfernen lassen. 

Mögliche Komplikationen: Wann sind Ohrenschmerzen ein Notfall?


Ohrenschmerzen können harmlos, aber auch ein Warnsignal für ernsthafte Erkrankungen sein. Häufig steckt eine Entzündung wie eine akute Mittelohrentzündung oder Gehörgangsentzündung dahinter. Eigentlich sind Entzündungen gut behandelbar, jedoch können sie in seltenen Fällen schwerwiegende Komplikationen nach sich ziehen. Dann handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der sofort fachärztlich abgeklärt werden sollte. 

Anhand folgender Symptome lassen sich möglicherweise Komplikationen einer akuten Mittelohrentzündung erkennen:8 

  • Mastoiditis (eitrige Entzündung des Knochens hinter dem Ohr): Schwellung und Rötung hinter dem Ohr, abstehendes Ohr, Druckschmerz, Fieber 
  • Otogene Fazialisparese (Gesichtslähmung durch Entzündung des Gesichtsnervs nahe dem Mittelohr): herabhängender Mundwinkel, fehlender Lidschluss 
  • Otogene Meningitis (Hirnhautentzündung): Fieber, starke Kopfschmerzen, Nackensteife, Lichtempfindlichkeit, Verwirrtheit, Erbrechen 
  • Intrakranielle Abszesse (Eiteransammlungen im Schädelinneren): Kopfschmerzen, Fieber, neurologische Ausfälle wie Lähmungen oder Sprachstörungen 
  • Sinusvenenthrombose (Blutgerinnsel in den Hirnvenen nach Mastoiditis): Kopfschmerzen, Fieber, Sehstörungen, Übelkeit, neurologische Ausfälle, eventuell Krampfanfälle 

Wann sind Ohrenschmerzen ein Notfall? 

Folgende Anzeichen sollten ernst genommen und umgehend ärztlich abgeklärt werden: 

  • plötzlich sehr stark auftretende Schmerzen 
  • Begleitbeschwerden wie Fieber, Schwindel, Hörminderung 
  • Austreten von Flüssigkeiten aus dem Ohr 
  • andere lebensbedrohliche Symptome wie Brustschmerzen, Atemnot oder Bewusstlosigkeit 

Häufig gestellte Fragen zu Ohrenschmerzen


Woher kommen einseitige Ohrenschmerzen?

Einseitige Ohrenschmerzen können viele Ursachen haben — häufig steckt eine Mittelohr- oder Gehörgangsentzündung dahinter. Aber auch Probleme im Kiefer, bei den Zähnen oder im Halswirbelbereich strahlen mitunter bis ins Ohr aus. Manchmal ist auch ein Ohrenschmalzpfropf (zu viel Ohrenschmalz) der Auslöser. Eine ärztliche Abklärung hilft, die genaue Ursache zu finden.

Was hilft am schnellsten gegen Ohrenschmerzen?

Bei akuten Schmerzen helfen Schmerzmittel oder entzündungshemmende Ohrentropfen. Nasenspray kann zusätzlich den Druck lindern, besonders bei erkältungsbedingten Beschwerden. Als unterstützende Maßnahme bieten sich Hausmittel wie Zwiebelsäckchen oder Wärme an.

Was darf man mit Ohrenschmerzen nicht machen?

Verzichten Sie auf Wattestäbchen oder spitze Gegenstände zur Reinigung – sie können das Ohr verletzen. Auch Schwimmen oder starkes Schnäuzen sollte vermieden werden, da es den Druck im Ohr erhöhen kann. Bei Fieber oder Verdacht auf eine Entzündung sollte keine Wärmeanwendung erfolgen, da sie die Entzündung verschlimmern und den Kreislauf zusätzlich belastet.

Wann sollte man mit Ohrenschmerzen zum Arzt?

Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn die Schmerzen stark sind, länger als zwei Tage anhalten oder von Fieber, Hörverlust oder Flüssigkeitsaustritt begleitet werden.3 Dies gilt ebenfalls, wenn die Ohrenschmerzen nach dem Schwimmen oder bei Erkältung immer wiederkehren. Auch bei Babys und Kleinkindern, die sich häufig ans Ohr fassen oder unruhig wirken, sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen.

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Julia Lindert Die Ressortjournalistin Julia Lindert spezialisierte sich während ihres Studiums auf die Themenfelder Medizin und Biowissenschaften. Medizinische Sachverhalte in verständlicher Sprache zu formulieren, ist das, was sie an ihrer Arbeit besonders mag. Ihr Credo in Bezug auf Krankheitsbilder und Therapiemöglichkeiten: Nichts beschönigen, aber auch keine unnötigen Ängste schüren. Julia Lindert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
Tanja Albert Von der Schülerzeitung übers Journalismus-Studium in die Online-Redaktion von kanyo® - Tanja Albert hat das Schreibfieber gepackt. Gemischt mit ihrem Interesse für Ernährungs- und Gesundheitsthemen stürzt sie sich Tag für Tag in die medizinische Recherche - und bringt das Ganze auch in die Sozialen Netzwerke, nämlich als Social Media Managerin. Tanja Albert Medizinredakteurin kanyo® mehr erfahren
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